Donnerstag, 23. Dezember 2021

Das friedliche Wüstendorf

Zum Abschluss des Jahres ein positives Beispiel von Inklusion aus Israel – in doppeltem Sinne, denn es geht um das Zusammenleben von Israelis und Palästinensern und das Leben von Menschen mit Behinderung. Der ARD-Weltspiegel berichtete, wie dieses zusammenleben in einem kleinen Dorf in der Negev-Wüste auf berührende Art gelingt:

Zusammen für Kinder mit Behinderungen  

Gegründet wurde es von dem Ex-General Doron Almog. Kinder und Erwachsene aller Bevölkerungs-gruppen und verschiedener Religionen, Menschen mit und ohne Behinderungen, leben hier friedlich zusammen. Nach der Geburt seines behinderten Sohnes konnte der Ex-General einfach nicht fassen, dass ausgerechnet in Israel, nach der Erfahrung mit dem Holocaust – wo behindertes Leben als unwert behandelt wurde, seiner Familie so viel Ablehnung entgegenschlug. Auch aus Deutschland engagieren sich viele Freiwillige im Wüstendorf.

Ein Ort der Nächstenliebe

Das Wüstendorf hat sich zu einem der wichtigsten Arbeitgeber für die Menschen in einer Region entwickelt, die sonst eher wirtschaftlich schwach ist. Es ist ein Vorbild für Koexistenz, denn es geht nur darum, die Situation der Kinder zu berbessern. 
Menschen mit und Menschen ohne Behinderung. Seite an Seite mit Säkularen und Religiösen, unterschiedlicher Religionen. Aber alle im Glauben an die Würde der Menschen.

Samstag, 11. Dezember 2021

Inklusion im Koalitionsvertrag

Zwei der 177 Seiten Koalitionsvertrag sind dem Thema Inklusion gewidmet.

Barrierefreiheit

Die Regierung möchte für alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens Barrierefreiheit erreichen. Ausdrücklich erwähnt sind die Bahn, Wohnen, Gesundheit und der digitale Bereich.
Dazu zählt auch, dass es mehr Informationen in Gebärdensprache und leichter Sprache geben soll.

Mehr Teilhabe

An die Stelle des Schwerbehindertenausweises soll ein digitaler Teilhabeausweis treten. Dies verspricht gleich zwei Punkte: einerseits soll der Nachweis unkomplizierter werden, andererseits die Teilhabe betont werden. Menschen mit Behinderung wird auch mehr Teilhabe an Vorhaben auf Bundesebene versprochen.

Arbeitswelt

Werkstätten für Menschen mit Behinderungen sind umstritten, nicht zuletzt, weil es nur wenige Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt schaffen. Dieses Ziel soll künftig mehr im Vordergrund stehen.
Unternehmen, die bisher (zu) wenig Menschen mit Behinderung einstellen, sollen mehr Ausgleichsabgaben zahlen. Außerdem sollen die Beratung verbessert und Inklusionsunternehmen gestärkt werden.

Bewertung

Aktivist*innen wie Ottmar Miles-Paul zeigten sich erfreut über die Pläne, auch die Aktion Mensch äußerte sich zufrieden. Es bleibt zu hoffen, dass die Ziele auch umgesetzt werden, denn insbesondere im Bereich der Barrierefreiheit hinkt Deutschland anderen Ländern deutlich hinterher.

Freitag, 5. November 2021

"Menschen mit Behinderung finden in der Mitte unserer Gesellschaft nicht statt"

Der STERN berichtet über Laura Gehlhaar. Sie sitzt im Rollstuhl seit sie 23 Jahre alt ist. Sie leidet nicht unter ihrer Behinderung, aber sie leidet unter der Diskriminierung, die sie täglich erfährt.

Systematische Ausgrenzung

Die systematische Ausgrenzung begann während ihrer Schulzeit, als ihr nahegelegt wurde, doch in die Förderschule unter ihresgleichen zu gehen. Auch nach dem Abitur wurde es nicht besser: Vom Studium der Psychologie wurde ihr mit der Frage abgeraten „Wie wollen Sie denn anderen Menschen helfen, wenn Sie selbst Hilfe brauche“

Behinderung als Schreckensszenario

Sie kritisiert eine Werbekampagne mit Autobahnplakaten für mehr Sicherheit, auf denen körperlich behinderte Menschen zu sehen sind. Ein Mann im Rollstuhl, darüber der Schriftzug "Weil der andere ein Bier hatte". Behinderungen werden als Symbol des Schreckens benutzt, ohne Rücksicht auf diejenigen, die es betrifft.

Verpflichtende Barrierefreiheit

Gesetze könnten helfen. Gehlhaar wünscht sich eine verpflichtende Barrierefreiheit für die Privatwirtschaft. Dann könnten sie sich frei bewegen und entscheiden, wann sie wo hingeht. Ihre Behinderung würde zur Normalität in einer diversen Gesellschaft gehören – und nichts weniger ist ihr Ziel.

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Begnadet anders

In einer Dokumentation der ZDF-Reihe 37 Grad geht es um drei Menschen mit Behinderung, die mit ihren besonderen Talenten „begnadet anders“ sind:

Oftmals schlummern Talente in ihnen, wie der Tastsinn der Blinden, eine Inselbegabung bei Autisten oder das feine Gespür von Gehörlosen. Nur wenn Unternehmen und Arbeitgeber einen Perspektiv-wechsel wagen, kann eine gute Zusammenarbeit gelingen.
Lange waren auch die drei Protagonist*innen abgestempelt, nun haben sie sich unersetzlich gemacht:

Drei Menschen sind "begnadet anders"

Die erblindete Claudia kann dank ihres ausgeprägten Tastsinns kleinste Veränderungen im Brustgewebe identifizieren können und arbeitet in der Krebsvorsorge. Außerdem möchte sie parallel ihren Berufswunsch als Masseurin erfüllen.
Für solche sicherheitsrelevanten Aufgaben haben Autisten wie Andreas ein besonderes Faible: Tausende Pakete manuell auf Gefahrgut durchleuchtet werden Viele können Muster präzise erkennen und verfallen dabei nie in Routine.
Die gehörlose Camelia (52) arbeitet in einer Teemanufaktur. Hier arbeiten Hörende und Gehörlose zusammen. Camelia ist inzwischen zur Teamleiterin aufgestiegen. Auch ihr kommt zugute, dass andere Sinne ausgeprägter sind.

Freitag, 24. September 2021

Die Bundestagswahlen

Die wichtigste Möglichkeit der Teilhabe sind Wahlen. Deshalb waren die Bundestagswahlen mein Arbeitsschwerpunkt in den letzten Wochen.

Blog zur Bundestagswahl 

In einem Blog habe ich Informationen zur Bundestagswahl zusammengestellt. Besonders interessant sind die Informationen der Bundeszentrale der politischen Bildung.  In der Reihe „Einfach Politik“ gibt es eine eigene Rubrik auf der Homepage mit einigen Unterseiten:

  • Der Bundestag - und was er macht
  • Wer darf den Bundestag wählen?
  • Der Wahlkampf
  • Die Qual der Wahl
  • Wie Sie wählen können
  • Wahlen in Deutschland sind demokratisch
  • Was nach der Wahl passiert
  • Warum Sie Ihr Wahlrecht nutzen sollten

Veranstaltungen zur Bundestagswahl 

Nach ersten Veranstaltungen im Juli hatte ich im September zehnweitere Seminare. Eine weitere interessante Methode war die Begleitung bei einer Podiumsdiskussion. Ziel dieses neuen Formats war, Menschen mit Behinderung die Teilnahme zu ermöglichen. Dazu gehörte die Begleitung vor und nach der Veranstaltung ebenso wie inhaltliche Unterstützung. Bereits im Vorfeld hatten wir Fragen zur Debatte erarbeitet, weitere Fragen beantwortete ich nach der Veranstaltung und durch Informationen per E-Mail.

Sonntag, 12. September 2021

Hier bestimme ich mit – Index für Partizipation

Der Bundesverband evangelischer Behindertenhilfe hat im Rahmen eins Projekts tolle Materialien erstellt. Auf der Seite BEB-Mitbestimmen gibt es die Informationen in leichter und schwerer Sprache.

Die Fragensammlung - Wer nicht fragt, bleibt dumm

Bei den Fragen geht es um die Haltung, Regeln zur Mitbestimmung und der Situation im Alltag. Diese sind auch als PDF erhältlich. Erläutert werden dabei verschiedene Stufen des Mitwirkens – Information, mitreden und mitentscheiden.
Schon die erste Stufe – Information – ist wichtig: denn ohne Informationen kann ich nicht mitreden und mitentscheiden.

Werkzeugkoffer

In der Rubrik Werkzeugkoffer finden Sie Arbeitshilfen und Arbeitsblätter

Filme, Beispiele und erfolgreiche Beispiele

Außerdem erhalten Sie auf Zugriff auf Filme, erfolgreiche Beispiele und das Netzwerk Mitbestimmung.
Ein tolles Projekt mit tollen Fragen, die oft zeigen, dass noch viel zu tun ist!

Donnerstag, 26. August 2021

Die Paralympischen Spiele – die Illusion von Inklusion?

15 Prozent der Weltbevölkerung leben mit einer Behinderung. Die Paralympischen Spiele lenken die Aufmerksam auf diese Menschen. Seit 1960 gibt es die Sommerspiele, seit 1976 Winterspiele. Die letzten Veranstaltungen fanden immer drei Wochen nach den Spielen am selben Ort statt.
Der Name setzt sich aus den griechischen Worten „para“ für „neben“ und „olympics“ zusammen, die die Nähe zur Bewegung in den Olympics und das Gemeinsame der Spiele aufweisen sollen.

Drittgrößtes Sportfest der Welt

Die Spiele sind im Verlauf immer größer geworden. So sind die Paralympics trotz oder wegen ihrer olympischen Anbindung längst aus dem Schatten des „großen Bruders“ getreten und als drittgrößtes Sportfest der Welt, neben den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft, etabliert.

Athleten-Klassifizierung

Es gibt fünf Klassifizierungen, die je nach Sportart noch in verschiedene Behinderungsklassen eingeteilt werden - hier die Auflistung der Seite Behinderung.org

  • Amputierte – Sportler, denen mindestens ein Hauptgelenk an einem Glied fehlt
  • Zerebralparese – Sportler mit Beeinträchtigung ihres Bewegungsablaufes, sowie ihrer Haltung (folglich einer Schädigung eines oder mehrerer Gehirnsteuerzentren)
  • Sehbehinderte – in unterschiedlichem Maße sehbehinderte bis blinde Sportler
  • Rollstuhlsport – Sportler, die ihren Sport in einem Rollstuhl ausüben
  • Kleinwüchsige – max. 1,45 m (Männer) oder 1,37 m (Frauen) große Athleten
  •  Les Autres („Die Anderen/die Übrigen“) – Sportler mit unterschiedlichem den Bewegungsapparat betreffenden Handicap, die jedoch in keine der oberen Kategorien eingeordnet werden können

Aufgrund von Betrugsvorwürfen waren geistig behinderte Menschen teilweise ausgeschlossen, mittlerweile dürfen sie wieder in den Sportarten Leichtathletik, Tischtennis und Schwimmen antreten.

Die Illusion von Inklusion

Ronny Blaschke berichtet in seinem Artikel Die Illusion und Inklusion im Deutschlandfunk.
Rund viereinhalbtausend Athleten aus 162 Ländern gehen in Tokio an den Start. 25 Länder mit eigenen Nationalen paralympischen Komitees sind aber nicht vertreten – sie konnten die Kosten nicht aufbringen oder wurden durch politische Krisen zurückgeworfen.
Die Formel ist einfach: Mit zunehmendem Wohlstand wächst die gesellschaftliche und damit auch sportliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung.

Probleme auch in Deutschland

Blaschke kritisiert aber auch die Situation in Deutschland: Der Deutsche Olympische Sportbund der Deutsche Behindertenverband arbeiten nebeneinander und auch an der Basis sieht es nicht gut aus. Die Mehrheit der behinderten Menschen ist sportlich nicht aktiv – weil sie wollen, aber auch weil sie gebremst werden. Viele Sportstätten sind nicht barrierefrei, Breitensportvereine haben keine Kapazitäten oder Interesse und auch die Schule ist nicht ausreichend vorbereitet.

Medien – zwischen Übertreibung und Desinteresse

In einem weiteren Artikel kritisiert Ronny Blaschke die Medien: Bei den Paralympics werden die Athlet*innen teils zu Übermenschen stilisiert, abseits der Großereignis-se bekommt der Behindertensport aber nur wenig Aufmerksamkeit.

Montag, 16. August 2021

Raus aus der Isolation: Menschen mit Behinderung an der Hochschule

ZEIT Campus berichtet über sechs Menschen mit Behinderungen, die an der Pädagogischen Hochschule künftige Lehrer auf ihren Beruf vor. Ein tolles Projekt, aber leider immer noch eine Ausnahme.

Inklusionskompetenz vermitteln

Das Projekt begann Anfang 2020 – nach einem Auswahlverfahren wurden sechs Menschen mit Behinderung zu Bildungsfachkräften zu qualifizieren. Sie sind sozialversicherungspflichtig angestellt und werden nach Tarif bezahlt. Inklusion ist ein wichtiger Teil der Ausbildung für angehende Lehrer*innen – es ist naheliegend an der Ausbildung behinderte Menschen zu beteiligen.

Jetzt kann ich mal zeigen, was in mir steckt

Einige waren zu vor in Werkstätten für behinderte Menschen beschäftigt – eine oft monotone und auch schlecht bezahlte Tätigkeit – jetzt können sie zeigen, welch wichtigen Beitrag sie leisten können – die Studierenden sind auf jeden Fall begeistert. Auch für die neuen Fachkräfte hat sich die Situation verbessert, aber die Probleme bleiben: Außerhalb der Hochschule werden sie unterschätzt, bevormundet und schief angeschaut, falls die überhaupt beachtet werden. Es bleibt noch viel zu tun, aber das Projekt ist mehr als ein Hoffnungsschimmer.

Montag, 26. Juli 2021

Zeitschrift Orientierung - Politische Bildung in der Praxis

Orientierung“ ist eine Fachzeitschrift für Teilhabe des Bundesverbands evangelische Behindertenhilfe. Die Zeitschrift erscheint viermal jährlich und hat eine klare Position: „Unser Thema sind Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen mit Unterstützungsbedarf und nicht "Behinderte"!

Ausgabe Politik

Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich anlässlich der Bundestagswahl mit dem Thema Politik.
Die Ausgabe enthält Beiträge von Menschen, die die selber Politik machen, die sich einmischen, um das gesellschaftliche Beisammensein mit zu gestalten. Die sich als Beiräte mit (eigener Behinderungs-)Erfahrung stark machen für Belange von Menschen mit Unterstützungsbedarf. Menschen mit Handicap berichten davon, wie sie politisch mitgestalten. Wie sie sich vernetzen, um besser gehört zu werden.

Politik in der Praxis

Ein Artikel stammt von Hannah Kaltarar, Pressesprecherin der Diakonie Stetten. Anlässlich unseres Projekts „Die Landtagswahl und Heimat Baden-Württemberg“ berichtet sie von unserer Arbeit an der Diakonie Stetten. Ein Teil des Artikels basiert auf einem Interview mit mir, in dem ich auf meine Arbeit zurückblicke.

Es hat sich viel getan

In den letzten 20 Jahren hat sich viel verändert: Da die Menschen an verschiedenen Standorten wohnen, sind die Seminare nicht mehr so gut besucht, dafür hat sich viel getan: Politiker*innen haben das Thema erkannt und viele Menschen mit Behinderungen sind aktiv geworden

Raum für Diskussionen schaffen

Ein – oft schwer zu erreichendes – Ziel ist, das Seminar in leichter Sprache zu gestalten. Daneben sollen sich Teilnehmer*innen austauschen und ihre Meinung sagen können – solange sich diese im Rahmen des demokratischen Spektrums befinden. Zum Glück musste ich bisher nur selten bei menschenverachtenden Aussagen eingreifen.

Mitarbeiter*innen sind wichtig

Bei meiner Arbeit für die Ludwig-Schlaich-Akademie versuche ich die Auszubildenden zu sensibilisieren. Mit Begeisterung höre ich bei meinem Unterricht für die Ludwig-Schlaich-Akademie, wie politisch interessierte Bewohner*innen unterstützt werden. Deswegen ist es wichtig, dass sie einfach und unkompliziert Informationen bekommen.

Donnerstag, 15. Juli 2021

Inklusives Projekt zur Landtagswahl

Die Koalitionsverhandlungen neigen sich dem Ende zu - und auch meine Aktivitäten. Aufgrund der Corona-Pandemie lief viele anders als geplant, dennoch gab es viele erfreuliche Erlebnisse:

Neue Themen, neue Partner*innen und Methoden

Der Titel des Projekts „Unsere Heimat Baden-Württemberg und die Landtagswahl“ war lang, umfasste aber auch zahlreiche Aktivitäten zu den beiden Themenschwerpunkten. Toll war die Zusammenarbeit mit den Beteiligten der Kooperationspartner Diakonie Stetten und VHS Unteres Remstal, die mit ihrer Expertise und ihrer Begeisterung zum Erfolg beitrugen. Zum ersten Mal habe ich mit der VHS Stuttgart und BHZ Stuttgart zusammengearbeitet, auch hierbei lag der Fokus auf Online-Angeboten.

Online-Seminare und Angebote

Erfreulich viele Interessierte haben unsere Internetseite Einfach wählen gehen und den YouTube-Kanal besucht. Die beiden Angebote bestehen weiter und bieten Informationen und Videos in leichter Sprache zu den Wahlen und Baden-Württemberg.
Trotz mancher Hindernisse haben sich auch einige Klient*innen an den Online-Seminaren beteiligt. Die Bedeutung von Online-Angeboten wird in Zukunft wachsen, denn Kompetenzen bei der Nutzung digitaler Medien sind ein wichtiger Faktor für die gesellschaftliche Teilhabe.

Schreibwettbewerb, Puzzle und Videos zu Baden-Württemberg

Der schönste Erfolg des Projekts war die Verbindung mit dem Thema „Baden-Württemberg“. Dank toller Tipps gab es über 80 Einsendungen beim Schreibwettbewerb. Sehr gefreut hat mich die Arbeit der Studierenden der Ludwig-Schlaich-Akademie, die ein dreidimensionales Puzzle und Videos zu den Regionen Baden-Württemberg erstellt haben.
 

Online-Gespräche mit Kandidat*innen

Als erfolgreiche Methode haben sich die „Gespräche zur Landtagswahl“ erwiesen, die ich für die VHS Stuttgart durchgeführt habe. Nach einer kurzen Einführung mit der Sammlung von Fragen haben wir Gespräche mit Kandidat*innen geführt. Die waren von diesem besonderen Austausch ebenso begeistert wie die Klient*innen.
 

Nach der (Landtags-)Wahl ist vor der (Bundestags-)Wahl

So bleibt mir am Ende nur ein großer Dank an alle Projektpartner*innen und Teilnehmer*innen – es hat mir viel Spaß gemacht. Im Herbst steht bereits die nächste Wahl an: Wir wählen einen neuen Bundestag und bestimmen damit den/die Nachfolger*in von Angela Merkel. Auf der Seite Wahlen 2021 präsentiere ich meine Angebote für die Wahl. Auf dem YouTube-Kanal "Einfach wählen gehen" gibt es nun eine Playliste zur Bundestagswahl, die ich fortlaufend aktualisieren werde.

Sonntag, 27. Juni 2021

Abzocke in Behindertenwerkstätten?

In dem Video von Funk geht es um einen jungen Mann, der eine Petition gestartet hat, in der er sich über die geringen Löhne in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen beschwert. Er arbeitet mittlerweile nicht mehr dort, aber er kämpft weiter gegen das aus seiner Sicht unfaire System. 



 

Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention?

Zur Sprache kommen auch weitere Kritikpunkte wie die geringe Quote an Menschen, die es auf den ersten Arbeitsmarkt schaffen und der (vermeintliche) Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. Diese sieht das das gleiche Recht auf frei gewählte Arbeit vor, einige fordern deshalb die Abschaffung der Werkstätten.

Geschützter Bereich für viele Menschen wichtig

Zu Wort kommen aber auch Mitarbeiter*innen, die die Arbeit in den Werkstätten schaffen. Die Werkstätten sehen sich auch einem zunehmenden Konkurrenzdruck ausgesetzt, sodass der Druck zugenommen hat. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) hält einen Mindestlohn deshalb nicht für den richtigen Weg.

Mittwoch, 9. Juni 2021

Tests zur Früherkennung – gibt es bald weniger Menschen mit Downsyndrom?

Alex Rühle beschäftigt sich in der Süddeutschen Zeitung mit einem wichtigen und schwierigen Thema. Ein Test zur Früherkennung von Trisomie 21 wird bald von den Krankenkassen übernommen – wird es bald weniger Menschen mit Downsyndrom geben?

Eigentlich geht es um einen großen medizinischen Fortschritt. Statt Schwangeren Fruchtwasser oder Plazentagewebe zu entnehmen, reichen beim neuen „nicht-invasiven pränatalen Test“ ein paar Tropfen Blut, um Trisomie nachweisen zu können. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat entschieden, dass dieser Test von Krankenkassen übernommen werden.

Werden weniger Kinder mit Trisomie 21 geboren?

Der Autor beschreibt das Beispiel Dänemark – einen der besten Sozialstaaten der Welt – in dem die Zahl der Kinder mit Trisomie seit dem Test nach unten gegangen ist, obwohl ein engmaschiges System Kindern und Eltern umfassend hilft. Droht dies auch für Deutschland?

Man muss entschlossen sein, sein Kind nach dieser Diagnose zu bekommen

Vom Test als Kassenleistung gehen zwei Signale aus: „Zahlt die Kasse, ist der Test ein Teil der Schwangerschaftsvorsorge „wir wollen keine Menschen mit Downsyndrom“. Auch das Recht auf Nichtwissen wird eingeschränkt und fast zur Bockigkeit.  

Ein Schritt zum Designerbaby?

Im Artikel wird beschrieben, dass immer mehr „Krankheiten“ (in Anführungszeichen, weil Trisomie eben keine Krankheit ist!) wie Mukoviszidose früh erkannt werden können. Jede Abweichung wird als Minusvariante eines guten Lebens betrachtet, manche sehe eine bedenkliche Dimension in Richtung Designerbaby.

Ist die Zulassung gerecht?

Der Autor verweist auf zu Beginn des Textes, dass die Zulassung des Medikaments auch als gerecht bezeichnet werden kann, denn schließlich gibt es den Test, er kosten aber bis zu 300 Euro. „Warum also sollte Eltern mit geringem Einkommen die Möglichkeit verwehrt bleiben, sich zu vergewissern, ob ihr Kind mit Trisomie geboren wird?“

Montag, 24. Mai 2021

Josias Freiheit – Erwachsen werden mit Downsyndrom

Eine tolle Dokumentation über einen tollen jungen Mann: Die SWR Serie Mensch Leute berichtet über Josia, der eigenständig werden will. Führerschein, Umzug in die erste WG, Jugendgemeinderat. Der 18-Jährige mit Down-Syndrom zeigt uns die Welt aus seiner Sicht. Für seine Träume scheut er sich nicht, an Grenzen zu gehen.

Freie Betreuung in einer WG

Erst das Bundesteilhabegesetz hat es möglich gemacht: es gibt viele Angebote, die auch Josia nutzt: Er zieht in eine WG mitten in der Stadt Bruchsal. Aber es gibt auch Probleme – wie in jeder anderen Wohnung. Das Zusammenleben funktioniert nicht immer reibungslos und er verbringt viel Zeit bei seinen Eltern.

Gewählter Jugendgemeinderat

Am meisten beeindruckt hat mich, dass Josia für den Jugendgemeinderat kandidiert hat – und gewählt wurde. Mit viel Engagement setzt er sich für andere Jugendliche ein. Er ist auf jeden Fall ein Vorbild für andere!

Dienstag, 11. Mai 2021

Wie gelingt Inklusion? – Plus Drei liefert Antworten

Das Heft Plus Drei liegt regelmäßig der Süddeutschen Zeitung bei und ist auch online abrufbar.
Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich mit der Frage, wie Inklusion gelingen kann. Leser*innen und Menschen, die beruflich mit dem Thema verbunden sind, geben Antworten.

Einige der Antworten: 

Sport als Inklusionsmotor

Der Rennrollstuhlsportler Alhassane Balde beschreibt in seinem Beitrag „Der Gleichmacher“, wie Sport viele Menschen zusammenbringt – egal welcher Hautfarbe, Religion Kultur und eben ob mit oder ohne Behinderung.

Selbst loslegen

Raul Krauthausen, Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit fordert „Selbst loslegen“. Neben dem viel beschworenen Abbau der Barrieren in den Köpfen fordert er die Beseitigung real existierender Barrieren – in Schulen, auf Straßen, Verkehrsmitteln, Restaurants – damit eine Begegnung über-haupt möglich wird.

Schule für alle

Uwe Runkel, Direkter einer Berliner Gemeinschaftsschule beklagt die fehlenden räumlichen und personellen Rahmenbedingungen, um gemeinsames Lernen möglich zu machen. Wichtig ist die Haltung: "Jeder, der zu uns kommt, ist richtig“

Inklusiv durch den Tag

Die Bloggerin Lydia Zoubek verweist auf die Bedeutung von Freizeitangeboten. Nicht nur in der Schule brauchen Kinder mit einer Behinderung, sondern auch in der Freizeit.

Donnerstag, 29. April 2021

Werkstätten für Menschen mit Behinderung – Kein Ort für Inklusion?

Durch persönliche Erfahrung weiß ich, was Werkstätten für Menschen mit Behinderungen leisten. Dennoch möchte ich in diesem Eintrag auf zwei skeptische Beiträge hinweisen.

Werkstätten für Menschen mit Behinderung - kein Ort für Inklusion?

In der SWR2-Radioreportage kommen verschiedene Akteure zu Wort. Berichtet wird, dass von den rund 300.000 Menschen die in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen arbeiten nur sehr wenige der Übergang zum allgemeinen Arbeitsmarkt gelingt. Beschrieben wird die Entwicklung hin zu den 80er Jahren, in den die Werkstätten zunehmend wirtschaftlicher arbeiten müssen. Gleich bleibt das grundlegende Problem: die Menschen bleiben weitestgehend ohne Kontakt zu Menschen ohne Behinderung.

Alternative Außenarbeitsplätze als Alternative?

Außenarbeitsplatz bedeutet, dass ein Mensch mit Behinderung ist weiter bei einer Werkstatt beschäftigt, er wird von ihr bezahlt. Doch er arbeitet bei einem Unternehmen des ersten Arbeitsmarkts – zum Beispiel in der Kantine des Landgerichts oder eben am Empfang des Digital Hub. Die Vorteile:
Sie erhöhen die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung und schaffen Kontakte zu Menschen ohne Behinderung. Allerdings verdienen diese Mitarbeiter*innen nur einen Bruchteil ihrer Kolleg*innen und auch hier gelingen nur wenigen der Übergang zum ersten Arbeitsmarkt

Stärkt endlich die Alternativen

Anne Gersdorff und Silke Georgi vom Verein Sozialhelden in Berlin fordern in einem Kommentar die Stärkung der Alternativen. Das öffentliche Geld, das in Werkstätten fließt, kann besser genutzt werden.
Die Unterstützung, die Menschen mit Behinderungen in der Werkstatt erhalten, können sie auch auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt durch Assistent*innen bekommen. Notwendig sind dafür auch Arbeitgeber*innen, die Menschen mit Behinderungen einstellen.


Freitag, 26. März 2021

Neue EU-Strategie für Menschen mit Behinderungen

Die EU-Kommission hat eine neue Strategie für die Rechte von Menschen mit Behinderungen vorgestellt. Handlungsbedarf gibt es gerade in Zeiten der Corona-Krise genug und die Erwartungen sind zahlreich. Die EU will damit einen Beitrag zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention leisten.

Europäischer Behindertenausweis

Bisher müssen sich Menschen mit Behinderung bei einem Umzug in einen anderen EU-Staat den Behindertenstatus neu attestieren lassen, ein Europäischer Behindertenausweis soll hier Abhilfe schaffen.

Corona-Pandemie als große Sorge

Große Sorge ist im Moment die Corona-Pandemie, in vielen Ländern wird diskutiert, wann Menschen mit Behinderungen endlich eine Corona-Impfung bekommen. Interessenverbände kritisieren den fehlenden Zugang zum Gesundheitssystem und Probleme für Einrichtungen

Weitere Informationen

Deutsche Welle: Neue EU-Strategie für Menschen mit Behinderungen

Mittwoch, 10. März 2021

Aus der Behindertenwerkstatt an die Uni

Eine tolle Dokumentation über tolle Leute. Die Idee klingt ungewöhnlich und ist doch bestechend einfach: Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Lernschwierigkeiten unterrichten selbst. Denn sie wissen am besten über das Leben mit Behinderung Bescheid.

Dreijährige Ausbildung zur Bildungsfachkraft

Der Film zeigt den langen Weg von der Bewerbung und einigen Passagen der dreijährigen Ausbildung zur Bildungsfachkraft. Besonders beeindruckend fand ich die erste Begegnung mit Studierenden. Die Menschen mit Behinderungen gingen auf die Studierende zu – die dann begeistert waren. Es zeigt auch eindrucksvoll die Persönlichkeiten, ihre Probleme und Hoffnungen. Zum Schluss folgt dann das erste Seminar nach monatelanger Vorbereitung.  -

Dokumentation in der Mediathek

Bis März 2022 ist die Dokumentation in der ARD-Mediathek zu sehen – absolut sehenswert!

Freitag, 26. Februar 2021

Grundlagen und Praxis inklusiver politischer Bildung

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat ein Lern- und Lehrbuch für alle veröffentlicht, die sich über die Grundlagen politischer Bildung und inklusiver Arbeit orientieren wollen. 

Das Buch kann über die Seiten der Bundeszentrale bestellt werden, steht aber auch als kostenfreies PDF zum Download bereit.  

Inhalte des Buchs 

Was kann getan werden, damit politische Bildung auch Menschen erreicht, die von politischen Bildungsangeboten, so wie sie in der Mehrzahl der Fälle gestaltet sind, nicht angesprochen werden? Das Buch ist zugleich als Handreichung für Lehrende gedacht, die politische Bildungsprojekte für Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen anbieten.

Der Band vermittelt den Leserinnen und Lesern Grundwissen über politische Bildung und über Inklusion. Die vorgestellten Perspektiven von Selbstvertreterinnen und -vertretern dokumentieren, dass politische Teilhabe ein Weg zu einem selbstbestimmten Leben ist. Es wird der Frage nachgegangen, wie Menschen, die von Ausschluss bedroht oder marginalisiert sind, in politischen Bildungsprozessen gestärkt werden können. Überdies geben Beispiele aus der inklusiven Praxis in Schule, Jugend- und Erwachsenenbildung Anregungen und zeigen Gelingensbedingungen für inklusive politische Bildungsarbeit auf.

Mittwoch, 17. Februar 2021

Das Teilhabestärkungsgesetz - Mehr Chancen für Menschen mit Behinderung

Das Bundeskabinett hat das „Teilhabestärkungsgesetz“ beschlossen – bringt es mehr Chancen für Menschen mit Behinderung?

Erleichterungen im Alltag und mehr Chancengleichheit

Mit dem Teilhabestärkungsgesetz soll die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ausgebaut werden. Leitfaden ist dabei die UN-Behindertenrechtskonvention

Konkret sieht der Gesetzentwurf u.a. folgende Regelungen vor:

  • Assistenzhunde sollen künftig Zutritt haben, wo Hunde eigentlich verboten sind
  • Ein Budget für Ausbildung soll den Zugang zum Arbeitsmarkt fordern.
  • Jobcenter sollen Menschen mit Behinderung genauso fordern wie alle anderen Leistungsberechtigten
  • Das Neunte Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX) wird um eine Gewaltschutzregelung ergänzt. Leistungserbringer von Reha- und Teilhabeleistungen sollen geeignete Maßnahmen treffen, um den Schutz vor Gewalt, insbesondere für Frauen, zu gewährleisten. 

Konkrete Vorgaben zur Gewaltprävention fehlen

Bei der Gewaltprävention setzt Kritik an. Nach einer Studie der Universität Bielefeld sind Frauen mit Behinderungen besonders häufig körperlicher Gewalt ausgesetzt. Kritiker bemängeln konkrete Vorgaben für Prävention und Intervention. Sie fordern ein umfassendes Schutzkonzept und die Identifizierung und Beseitigung gewaltbegünstigender Strukturen.

Mittwoch, 27. Januar 2021

Ein offenerer Umgang mit schwer behinderten Menschen

In Jetzt – dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung – wurde eine Job-Kolumne einer Heilerzieherin veröffentlicht – sehr interessant, was die junge Frau zu sagen hat. 

Aufgaben einer Mama oder eines Papas

Sie beschreibt die Arbeit in ihrer Gruppe: Unterstützung im Alltag, gemeinsames Kochen oder eine gemeinsame Freizeitgestaltung. Es ist schön zu leben, mit welcher Begeisterung sie nach anfänglichen Zweifeln ihrer Arbeit nachgeht.

Von Inklusion nichts zu spüren

Nachdenklich und betroffen machen ihre Erzählungen von einem Besuch ihrer Wohngruppe in einer Pizzeria. Da eine Frau mit Kopffehlstellung Probleme beim Spaghetti essen hatte, beschwerte sich ein älteres Ehepaar, das sie so etwas Ekelhaftes beim Essen nicht sehen wollen. Die Corona-Pandemie hat die Situation noch verschärft. 

Dankbarkeit und Wertschätzung

Neben Schwierigkeiten berichtet die Heilerziehungspflegerin auch von den positiven Momenten. Der Ehrlichkeit der „ein einfaches „Ich hab dich lieb“ oder ein „Guten Morgen“, wenn ein Bewohner aufsteht und dich in den Arm nimmt – also vor Corona natürlich“.


Mittwoch, 13. Januar 2021

Barrierefreiheit online - Surfen im Dunkeln

DER SPIEGEL hat in der Rubrik Netzwelt einen auch optisch interessant aufgemachten Artikel zur Barrierefreiheit im Internet veröffentlicht – Surfen im Dunkeln

Vielen wird der Zugang zu Online-Informationen verwehrt

Im Artikel wird darauf verweisen, dass vielen Menschen wie Gehörlose, Blinde, motorisch oder kognitiv eingeschränkte Menschen (zu) oft der Zugang zu Online-Informationen verwehrt wird.
Anhang anschaulicher Beispiele wird verdeutlicht woran es oft hakt – und warum auch Behörden ihrer Verpflichtung noch nachkommen

Einfache Mittel für mehr Barrierefreiheit

Es gibt auch zahlreiche Tipps, wie teilweise durch einfache Maßnahmen der Zugang erleichtert werden könnte, z.B. durch Alternativtexte, eine gute Navigationsstruktur oder eindeutige Symbole.