Donnerstag, 13. April 2017

Mein Beitrag zur weitverbreiteten Geringschätzung der politischen Bildung

Macht es erst mal besser

In meinen Artikeln, auf meiner Homepage und in diesem Blog äußere ich mich überwiegend positiv über das Thema inklusive politische Bildung. Kein Wunder, denn es ist ein wichtiges Thema, das ich mit Leidenschaft betreibe.

Berechtigte und hilfreiche Kritik

Von Anfang begleitet mich Kritik – oftmals berechtigt und auch hilfreich. Bereits 2004 (Lutz 2004) habe ich mich erstmals auf die Kritik auseinandergesetzt und jetzt ist wieder mal Zeit auf die Vorwürfe zu reagieren, die ich persönlich, aber auch die Volkshochschulen immer wieder anhören müssen. Deshalb lautet das Motto dieser Reihe „Macht es erst mal besser!“.
In diesem Teil geht es um meinen angeblichen Beitrag zur weitverbreitenden Geringschätzung der politischen Bildung.

Beitrag zur weitverbreitenden Geringschätzung der politischen Bildung

In der Publikation „Didaktik der inklusiven politischen Bildung“ der Bundeszentrale für politische Bildung werde ich gleich zweimal zitiert:
Christoph Dönges (2015: 276) verweist auf meine Einschätzung von 2003 (Lutz 2003), dass das Interesse von Menschen ohne Behinderung an inklusiven Veranstaltungen oft gering ist.
Dass mich mit Karl-Eduard Ackermann eine der profiliertesten Vertreter des Faches in seinem gemeinsam mit Ditschek erstellten Artikel erwähnt, macht mich fast ein bisschen stolz. (Ackermann/Ditschek 2015: 232). Weniger stolz bin ich auf das Lob über „die erfrischende Offenheit“ mit der ich „zur weitverbreiten Geringschätzung“ der politischen Bildung beitrage. Mein Vergehen: Ich hatte betont, dass es neben politische Bildung noch andere wichtige Themen für Menschen mit Behinderungen gibt. Meine Formulierung (Lutz 2003: 33) kann man – wenn man will – missverstehen, genauso kann man aber herauslesen, dass es mir die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen eine Herzensangelegenheit ist – und zwar lange bevor sich alle auf das Thema gestürzt haben.

Nur Zitate verwenden, die man eigenmächtig aus dem Zusammenhang gerissen hat

Es gilt das Prinzip von Johannes Rau, dass man nur Zitate verwenden soll, die man eigenmächtig aus dem Zusammenhang gerissen hat.
Vielleicht ist es tatsächlich notwendig, sich selbst und seinen Fachbereich als das wichtigste anzusehen und sich in den Kampf um Aufmerksamkeit und Gelder in den Kampf gegen andere Fachbereiche zu werfen – aber bringt das die Sache weiter?
Meine Hochachtung für Herrn Ackermann, der wie kaum ein anderer die Debatte um die inklusive politische Bildung vorangebracht hat, bleibt, der Seitenhieb auf mich ist jedoch überflüssig.

Literatur


Ackermann, Karl-Ernst/Ditschek, Eduard Jan (2015): „Voraussetzungen, Ziele und Orte inklusiver politischer Erwachsenenbildung“, in: Dönges, Christoph/ Hilpert, Wolfram/ Zurstrassen, Bettina (Hg,): Didaktik der inklusiven politischen Bildung, 230- 242.

Dönges, Christoph (2015): „Politik einfach verstehen. Folgerungen aus einem Bildungsprojekt für Menschen mit geistiger Behinderung“, in: Dönges, Christoph/ Hilpert, Wolfram/ Zurstrassen, Bettina (Hg,): Didaktik der inklusiven politischen Bildung, S 272- 278

Lutz, Jürgen (2003):“ Politische Bildung für Menschen mit Behinderungen – Herausforderung und Chance“, in „Erwachsenenbildung und Behinderung“, Oktober 2003, S. 28-35.

Lutz, Jürgen (2004): „Integrative politische Bildung – eine Quadratur des Kreises?“ in: Anna Rieg-Pelz (Hg) „Mitdenken – Mitreden – Mitwirken. Politische Bildung mit allen und für alle Menschen“, Erwachsenenbildung konkret 8, 2004, S. 24-32.