Donnerstag, 22. Dezember 2022

Die Anstalt über Inklusion

Die Anstalt ist eine meiner liebsten Satiresendungen, da sie durch gute Recherche viele Probleme auf den Punkt bringen. In der letzten Ausgabe des Jahres 2022 ging es um das Thema Inklusion. Wie immer bietet die Anstalt einen Faktencheck an, aus dem ich auch hier zitiere.

Cripping

Cripping bedeutet, dass nicht-behinderte Schauspieler*innen Menschen mit Behinderung spielen beziehungsweise sich entsprechend verkleiden – sowas wie Blackfacing.
Besonders kritisiert werden Charity-Sendungen, in denen Menschen zu Geldspenden aufgerufen werden und Menschen mit Behinderungen zu Bittstellern degradiert werden. Ein besonders fragwürdiges Beispiel zeigt eine Sendung des Österreichischen Fernsehens, in dem ein vierjähriges Kind mit dem Roller um DJ Ötzi kurvt.

Behindertenwerkstätten

In diesem Blog habe ich schon mehrfach über Kritik an Behindertenwerkstätten berichtet. In der Sendung werden zentrale Kritikpunkte aufgezeigt.  
Behindertenwerkstätten machen einen Umsatz von 8 Milliarden – eine Summe, die sich aus rund 5 Milliarden vom Staat und Arbeitsaufträgen zusammensetzt. Sie produzieren konkurrenzlos billig- die Löhne betragen durchschnittlich 1,35 Euro. Da sie keine „richtigen“ Arbeitskräfte sind, steht ihnen nicht der Mindestlohn zu. Das ist für viele Firmen lukrativ – Unternehmen zahlen lieber eine Sonderabgabe, wenn sie die Schwerbehindertenquote nicht verfüllen und lassen dann billig in Behindertenwerkstätten produzieren. Der Bericht verweist auch auf die ernüchternde Quote der Vermittlungen auf den ersten Markt – im letzten Jahr waren es 80 der rund 300.000 Beschäftigten.

Verkehrsunfälle

In ihrem Solo geht Barbara Ruscher auf eine Ursache ein, warum die Zahl an behinderten Menschen steigt – Verkehrsunfälle, die vor allem durch rasende Männer verursacht werden. Allein 2021 kam es zu über 324.000 schweren Verletzungen.

Inklusion im Schulsystem

Auch die Probleme bei der Inklusion in der Schule werden eindrucksvoll aufgezeigt. Da die Bundesländer unterschiedliche Wege gehen, ist ein Vergleich schwierig. In einigen Fällen bleib es dabei Sonderschulen in Förderschulen umzubenennen.  Deren Ergebnisse sind ernüchternd: Über 70 Prozent verlassen die Förderschule ohne berufsqualifizierenden Abschluss und bleiben in der Regel ihr Leben lang auf das staatliche Fürsorgesystem angewiesen, Fazit: Die Kinder ziehen sich gegenseitig runter. Fast 80-90 Prozent der Förderschüler*innen kommen aus Familien mit wenig Geld und Migrationshintergrund.

Kultusministerkonferenz

Im internationalen Vergleich hat Deutschland ein so hoch differenziertes Förderschulsystem wie kein anderes Land. Der Abschnitt zur Kultusministerkonferenz zeigt leider, dass mein Bundesland Baden-Württemberg in diesem Bereich besonders schlecht abschneidet. Lediglich Bayern kann mithalten, denn hier hat sich die Zahl der Kinder auf Förderschulen sogar noch erhöht.

Freitag, 18. November 2022

Inklusion in der Kunst - Das Atelier Goldstein

Im Magazin der Süddeutschen Zeitung geht es um ein Atelier für Künstler mit geistiger Beeinträchtigung. Ihr Ziel:  wenn es das Atelier nicht mehr braucht.

Das Atelier Goldstein

Jahrhundertelang wurden die Werke von Künstlerinnen und Künstlern mit geistiger Beeinträchtigung übersehen oder vernichtet. Heute bekommen sie endlich Aufmerksamkeit – auch, weil einige sich auf dem Kunstmarkt durchsetzen. Im Atelier Goldstein in Frankfurt arbeiten 14 Künstler*innen mit unterschiedlichen Behinderungen: Außer der Behinderung gibt es eine weitere Bedingung für die Aufnahme: eine außerordentliche Begabung. Die Behinderungen spielen im Alltag nur eine geringe Rolle - es wird viel gesprochen, aber über Kunst, nicht über Befindlichkeiten. Erfreulich ist auch, dass sich einige auf dem Kunstmarkt durchsetzen konnten.

Ziel: nicht mehr gebraucht werden

Vor rund 100 Jahre begründete der Psychiater Hans Prinzhorn eine Sammlung mit Werken aus psychiatrischen Einrichtungen. Später wurde das Konzept verfeinert, aus der „Kunst von Geisteskranken“ wurde endlich eine relevante Kunst. Am Ziel sind sie noch nicht, denn immer noch wird viel zu oft die Behinderung thematisiert. Ihr Ziel: Im Grunde arbeiten wir an der eigenen Auflösung. Weil wir erst am Ziel sind, wenn es das Atelier Goldstein nicht mehr braucht.«


Donnerstag, 20. Oktober 2022

Fortbildung "Inklusive politische Jugendbildung"

Bei einer Online-Fortbildung des Deutschen Volkshochschulverbands leitete ich gemeinsam mit der Leiterin der Stabstelle Inklusion der VHS Stuttgart einen Workshop. Ziel war über unsere Arbeit zu informieren und den Teilnehmer*innen Mut zu machen, inklusive Angebote anzubieten.
 

Vielfältige Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft


Anhand konkreter Beispiele zeigten wir auf, welche Themen, die für inklusive Angebote geeignet sind: Wahlen und Themen der Mitbestimmung, aktuelle Politik und vor allem Themen aus der Lebenswelt. Ebenso vielfältig sind die Veranstaltungsformen, die von einzelnen Seminaren über Besuche von Politiker*innen oder Museen hin zu digitalen Formaten reichen.
 

Kooperation als Erfolgsrezept


Ein wichtiger Faktor für das Zustandekommen von Veranstaltungen sind Kooperationen. Sie ermöglichen Vernetzung in der Stadtgesellschaft und die Umsetzung neuer Themen. Außerdem sind sie eine gute Chancen Projektmittel zu akquirieren, wie Katrin Wahner am Beispiel ihrer Volkshochschule eindrucksvoll aufzeigte. Die Teilnehmenden waren beeindruckt: „Ich will nach Stuttgart“ kommentierte eine Teilnehmerin im Chat.
 

Pragmatisches Vorgehen ist gefragt


Der Organisationsaufwand inklusiver Kurse ist hoch, da viele Teilnehmenden auf vielfältige Unterstützung angewiesen sind. Für Volkshochschulen ist es aber wichtig, für alle Menschen Angebote zu unterbreiten. In der Diskussion zeigten sich, dass der Aufwand und die Unsicherheit für viele Volkshochschulen ein großes Hindernis darstellen. Hier war unser Appel pragmatisch vorzugehen, es einfach mal zu probieren, auch wenn nicht alles Wünschenswerte von Anfang an möglich ist.
 

Tolle Gespräche mit vielen neuen Ideen


Die Veranstaltung zeigte, dass auch online interessante Gespräche möglich sind. Es wurden viele Erfahrungen und Anregungen ausgetauscht. Auch die anderen Beiträge waren eindrucksvoll: David Jugel vom Zentrum für inklusive politische Bildung berichtete aus der Forschung, ein Vertreter aus Österreich berichtete von seiner inklusiven Volkshochschule und nicht zuletzt hat der Volkshochschulverband viele tolle Vorschläge, mit der Angebote möglich werden.

Donnerstag, 22. September 2022

Werden Menschen mit Behinderung in Werkstätten ausgebeutet?

Chris Schneidewind beschäftigt sich in einem Artikel des Redaktionsnetzwerk Deutschland mit den Löhnen in Behindertenwerkstätten. Die Menschen verdienen im Durchschnitt 1,46 Euro – weit entfernt von den 12 Euro, die ab Oktober als Mindestlohn gelten.

Werkstätten nicht mit Betrieben vergleichbar

Kathrin Völker ist Geschäftsführerin der BAG WfbM, der bundesweite Fachorganisation der Werkstattträger. Sie verteidigt die niedrigen Löhne durch die besondere Situation in den Werkstätten. Es gibt keine vergleichbaren Pflichten. Außerdem bieten Werkstätten weitere Leistungen wie pflegerische Unterstützung, Ergo- und Physiotherapie, Logopädie sowie Angebote aus dem Sport- und Kulturbereich an. Außerdem gibt es staatliche Leistungen, sodass die Menschen nicht vom Lohn leben müssen.

Eine klare Menschenrechtsverletzung

Katrin Langensiepen ist Abgeordnete im Europaparlament und sieht in den niedrigen Löhnen eine Menschenrechtsverletzung. Sie verweist darauf, dass es sehr wohl Druck besteht und die Werkstätten Aufträge erfüllen müssen.

Mangelnde Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung

In einem Punkt sind sich beide einig: Menschen mit Behinderungen sind in der Öffentlichkeit zu wenig sichtbar. Vorurteile müssen aus dem Weg geräumt werden, damit die Menschen eine echte Chance haben. Erschreckend niedrig ist die Quote der Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt integriert werden. In Zeiten des Fachkräftemangels kann und soll die Integration von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt verbessert werden.

Samstag, 20. August 2022

Parasport ist mittendrin – aber noch eine Minderheit

Die European Championships in München wurde von vielen Seiten gelobt, ein schöner Aspekt kam dabei fast zu kurz: In zwei Sportarten – Kanu und Rudern – fanden die Para-Europameisterschaften zeitgleich statt. Darüber berichtete unter anderem RP online
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Sportliche Höchstleistungen

Eine Para-Sportlerin bringt es auf den Punkt Und es geht neben der Inklusion auch um die Anerkennung der sportlichen Höchstleistungen. Die Rennzeiten mögen andere sein als bei Sportlern ohne körperliche Beeinträchtigung. Dennoch leisten die Para-Athletinnen und -athleten Beeindruckendes, trainieren genauso hart und liefern Bestleistungen ab.

Noch sind Parasportler

Gemeinsame Wettkämpfe wie nun bei den European Championships sind ein weiterer Schritt auf diesem Weg zu mehr Sichtbarkeit, der aber für den Para-Sport noch länger ist als für die meisten Randsportarten ohnehin schon. Noch sind Parasportler eine Minderheit - Fünf Rennen gab es im Rudern, zwölf beim Kanu aber ein erster Schritt ist getan.

Mittwoch, 6. Juli 2022

Kein Mitleid, sondern ernst genommen werden

Christoph Koopmann beschreibt in der Süddeutschen Zeitung über Katrin Langensiepen, die ins Europäischen Parlament geschafft hat.

Mitleid und wenige Zutrauen

Katrin Langensiepen hat das TAR-Syndrom, sie hat eine Immunschwäche, ist kleinwüchsig und verkürzte Arme. Von klein auf wurde ihr eingetrichtert, dass sie es nicht packt. Behindertenfeindlichkeit ist nicht nur mit dem Finger auf einen zeigen, sondern auch das permanente Unterschätztwerden.

Menschen mit Behinderungen sind wenig öffentlich wahrnehmbar

7,8 Millionen Schwerbehinderte - fast 10 % der Bevölkerung – leben in Deutschland. Zwar gilt mittlerweile das Prinzip der Inklusion, in dem aber auch etwas Gönnerhaftes mitschwingt: Wir lassen euch mitmachen. In der Öffentlichkeit werden Menschen mit Behinderungen wenig wahrgenommen, die Unternehmen zahlen lieber Strafe statt Menschen mit Behinderungen einzustellen, auch viele „Kinder mit Förderbedarf“ gehen weiterhin nicht auf Regelschulen. Auch in der Politik gibt es nur wenige Vertreter*innen. Prominent sind Wolfgang Schäuble als Opfer eines Attentats und Malu Dreyer, die Multiple Sklerose hat.

Engagement als Europaparlamentarier

Im Europaparlament sind es vier von 705 – Katrin Lagensiepen ist eine davon. Eigentlich wollte sie sich um andere Themen kümmern, nachdem sie gesehen hat, welche Nischendasein Behinderung im Parlament hat, hat sie selber übernommen. Über die Kommunalpolitik ist sie in das Europaparlament gekommen und versucht nun dort das Thema voranzubringen. Der Artikel berichtet über zahlreiche Hindernisse – in vielfältiger Form – aber die Frage des Artikels „Was kann sie da eigentlich ausrichten?“ ist bei dieser Frau sicher mit „Einiges!“ zu beantworten

Es ist in jedem Fall ein interessanter Bericht über eine interessante Frau - mehr Informationen zu der Arbeit finden Sie auf der Homepage von Katrin Langensiepen.

Donnerstag, 16. Juni 2022

30 Jahre Ende der Entmündigung – macht Rollator-Demos

Der Artikel von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung stammt bereits aus dem Februar, hat an seiner Brisanz nichts verloren. 30 Jahre nach der Abschaffung der „Entmündigung“ zugunsten der „Betreuung“ liegt noch vieles im Argen.
Es war ein großer Schritt: volljährige Menschen haben keinen Vormund mehr, sondern einen Betreuer. Das Gesetz sollte die Selbstbestimmung stärken. Die Ziele wurden aber nicht erreicht, beklagt Prantl.

Es fehlt an Geld, Personal, Fürsorge und vor allem: am politischen Interesse

Es fehlt an Geld: für die Betreuung, für Personal, für gute und fürsorgliche Pflege.
Die Situation für die Pflegebedürftigen und ihre Betreuer hat sich eher noch verschlechtert, dabei wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen in den nächsten Jahren noch erhöhen.
Prantls Forderung: Macht Rollator-Demos – Sundays for Future Auch das Helfen hat seine Würde - sie wird untergraben, wenn man die Helfenden im Stich lässt

Pflege Menschen so, wie du gepflegt werden willst.

Prantl fordert einen gerontologischer Imperativ: „Pflege und betreue die alten und hilfebedürftigen Menschen so, wie Du selbst einmal gepflegt und betreut werden willst.“ Denn „Verrückt sind nicht hilfebedürftige und demente Menschen. Verrückt ist eine Politik, die diesen Imperativ nicht beherzigt.

Freitag, 20. Mai 2022

Der Gesetzentwurf zur Triage ist ein Tabubruch

Christina Berndt kritisiert in der Süddeutschen Zeitung den Gesetzentwurf zur Triage. Er ist eine Brüskierung von Menschen mit Behinderungen und ein Tabubruch.

Klare Regeln für Deutschlands Intensivstationen

Die Coronakrise hat gezeigt, wie schnell die Kapazitäten von Intensivstationen zu Ende gehen. Deshalb war und ist es notwendig, klare gesetzliche Regelungen für diese Ausnahmesituation zu treffen.

Ex-ante- und Ex-post-Triage

Der Gesetzentwurf sieht vor, dass bereits vor der Behandlung jene Kranken ausgewählt werden sollen, die die besseren Überlebenschancen haben. Zusätzlich sollen Ärzte aber auch die Behandlung eines Kranken abbrechen dürfen, wenn die Chancen bei einem anderen Patienten für größer eingeschätzt werden.

Benachteiligung von Menschen mit Behinderung wird vergrößert

Berndt kritisiert diesen Paradigmenwechsel, da Menschen zugunsten eines anderen aussortiert werden könnten. Menschen mit Behinderung könnten besonders betroffen sein, da ihre Behinderung als medizinisch begründete Diskriminierung schöngeredet werden kann.

Losverfahren als Lösung

Berndt fordert, dass das Los entscheiden soll, wenn zu viele gleichzeitig da sind. Das mag rudimentär klingen, aber nur das garantiert am Ende allen Kranken den gleichen, fairen Zugang zur Behandlung. Wer hingegen Patienten auswählt, indem er deren Überlebenschancen vergleicht, nimmt immer eine Diskriminierung vor.

Donnerstag, 12. Mai 2022

Fortbildungen für die Diakonie Stetten – Bewohnerbeiräte stark machen

Für die Diakonie Stetten habe ich einige Fortbildungen für Bewohnerbeiräte durchgeführt. Die Veranstaltungen hatten ein wichtiges Ziel: den Bewohnerbeirat stark machen. Auf meiner Homepage berichte ich über die schönen Erfahrungen mit diesem Konzept.

Was machen Bewohnerbeiräte?

m ersten Teil ging es um die Aufgaben und Pflichten von Bewohnerbeiräten: Sie kümmern sich um Probleme und Wünsche anderer Bewohner und vertreten diese gegenüber Leitungen. Dabei werden sie durch Vertrauenspersonen unterstützt

Gute Gespräche führen

Im zweiten Teil ging es darum, wie wir gute Gespräche führen können: zuhören, den anderen ernst nehmen, aber auch die eigene Meinung klar machen. An Beispielen aus der Praxis wie die Planung von Veranstaltungen oder schwierigen Gesprächen mit Mitarbeitern übten wir das anschließend in Kleingruppen.

Viele Ideen für weitere Aktivitäten

Beim Austausch entstand eine lange Liste von tollen Ideen: Gemeinsame Spieleabend, Politiker einladen, Briefe schreiben und die Vernetzung mit anderen Bewohnerbeiräten. Die Ergebnisse werden wir nun zusammenfassen und allen Bewohnerbeiräten zusenden.


Freitag, 29. April 2022

Raul Krauthausen – Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit

„Auch Nicht-Behinderte haben ein Recht darauf, mit behinderten Menschen zusammen zu leben.“ So lautet die Überschrift der Internetseite von Raul Krauthausen, einem der bekanntesten Aktivisten für Inklusion in Deutschland. Er ist Gründer der Sozialhelden, bietet Blogs und Podcasts und viele weitere Informationen rund um das Thema Inklusion. 

 

Kritik an Heilerziehungspflege, Sozial- und Sonderpädagogik

In einer Rubrik der Startseite geht es um häufig gestellte Fragen und häufig gehörte Aussagen. Dort wendet er sich gegen den Begriff „Heilerziehungspflege“ (Ich möchte nicht geheilt werden) und wendet sich gegen „Schonräume“ durch Einrichtungen für behinderte Menschen.  

Blog

In seinem Blog veröffentlicht er regelmäßig Artikel über seine Themenbereiche. Der aktuelle Eintrag  beschäftigt sich mit dem Thema Ableismus ein Jahr nach den Morden im Oberlinhaus.
Erwähnt wird auch eine Dokumentation der ZDF Mediathek, die über den „Aktivisten mit Ecken und Kanten“ berichtet.

Mittwoch, 30. März 2022

Inklusiv politisch bilden – überarbeitete Seiten der Bundeszentrale

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat den Internetauftritt grundlegend überarbeiten. Der Bereich Inklusiv politisch bilden wurde neu gestaltet. Alle Informationen können nun komfortabel von einer Seite aus aufgerufen werden. Sie finden auf diesen Seiten:

  •  Informationen und Diskussionen zu diesen Fragen sowie Ideen für die inklusive Planung und Gestaltung von Unterricht, Bildungsarbeit und -materialien
  •  Print-, Online- und Video Materialien, die Politik und Gesellschaft einfach erklären
  •  Ankündigungen, Ergebnisse und Wissenswertes rund um Projekte, Netzwerke, Kongresse und Workshops zum Thema Inklusion.

Inklusion als Aufgabe von Politik, Gesellschaft und Bildung

Besonders der Bereich Inklusion ist als Überblick sehr empfehlenswert. In einzelnen Rubriken geht es um Inklusion als Aufgabe politischer Bildung, als gesellschaftliche Aufgabe und als Aufgabe in Erziehung und Bildung.
Im Bereich Rückblick werden die Meilensteine der Arbeit aufgelistet – vom Kongress in Berlin 2015, bei dem ich auch dabei war hin zu den Materialien in einfacher Sprache.
Bei den Materialien ist auch mein Beitrag für eine Zeitschrift der Landeszentrale aufgelistet. 

Freitag, 18. März 2022

Total normal - Eine Gesellschaft für alle

Eine Dokumentation des ZDF zeigt Beispiele gelungener Inklusion – und die Hindernisse, die die Menschen zu überwinden haben. Manchmal stellen Stufen Hindernisse dar, manchmal fehlt Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt.

Sozialhelden – einfach mal machen

Im ersten Bericht geht es um die Sozialhelden für den sich die erste Protagonistin einsetzt. Sie hat mit anderen Menschen eine Wheelmap erstellt und engagiert sich für bessere Jobchancen und faire Löhne

Chance B – Fördern, motivieren und niemand allein lassen

Auch der Verein Chance B in Österreich leistet Großartiges. Die Leiterin des Vereins leitet ein besonderes Ausbildungsprogramm, damit Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Sie wendet sich gegen die Werkstätten für Behinderte, in denen Menschen mit niedrigen Löhnen abgespeist werden.

Gemeinsam Sport treiben

Hürden abbauen, Gemeinsamkeiten und Verständnis füreinander aufbauen – das gelingt am besten beim Sport. n allen emsländischen Städten und Gemeinden können Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport treiben, etwa Fußball spielen oder Radtouren unternehmen. So kann die Inklusion gelingen.
 

Samstag, 19. Februar 2022

Arbeitsbedingungen in Behindertenwerkstätten: Fair ist anders

Er ist einer der renommiertesten Aktivisten für die Rechte von Menschen mit Behinderung – Raul Krauthausen. In einem Beitrag in der ZEIT beklagt er die Arbeitsbedingungen in Behindertenwerkstätten „Fair ist anders“.

Wunsch nach fair produzierten Produkten

Immer mehr Unternehmen und Konsumenten legen Wert auf fair hergestellte Produkte – Kaffee, Schokolade, Kleidung. Diese faire Behandlung gilt aber nicht für die 320.000 Menschen in Deutsch-land, die in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten: Sie arbeiten für durchschnittlich 1,35 Euro die Stunde und haben deutlich weniger Rechte.

Armut und Behinderung sind verknüpft

Rund 80 % der Menschen mit Behinderungen leben in Ländern des Globalen Südens. Wer Armut in den Ländern effektiv verringern will, muss die Bedürfnisse und Interessen von Menschen mit Behinderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen berücksichtigen. Diese Fairtrade-Bedingungen sollten auch für Behindertenwerkstätten gelten, fordert Krauthausen.

Konsument*innen sind gefragt

Krauthausen sieht auch die Konsument*innen in der Pflicht: „Fragen Sie bei Ihrem Lieblingsunter-nehmen nach, wer das ökologisch einwandfreie Holzspielzeug sägt, wer den Fairtrade-Kaffee und Tee verpackt, wer die Produkte des Designer-Start-ups verschickt. Fragen Sie nach, ob das Unternehmen weiß, was die Beschäftigten in einer Behindertenwerkstatt verdienen.“ Viele wissen von den Bedingungen in Behindertenwerkstätten – nur durch Nachfragen und Aufklärung kann es einen Arbeitsmarkt geben, der fair für alle ist.

Dienstag, 4. Januar 2022

Werden immer mehr Schüler*innen als „geistig behindert“ etikettiert?

Es ist ein schwerer Verdacht, aber die Zahlen sind doch deutlich: Der SPIEGEL berichtet über eine Studie, die zeigt, dass es bei der Schulverteilung wohl nicht nur um den Bedarf der Jugendlichen geht.

Die Schülerzahlen gehen zurück, die Zahl der Förderschüler bleibt gleich

Von 1995 bis 2017 ist der Anteil der offiziell als »geistig behindert« eingestuften Kinder und Jugendlichen in allen Bundesländern massiv gestiegen, außer in Hamburg und Bremen. Gleichzeitig ist die Gesamtzahl an Schüler*innen gesunken. Eine Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eine Förderschule zu besuchen vom vorhandenen Förderschulangebot abhängt – und nicht vom Bedarf der Schüler*innen.

Selbsterhaltungsinteresse des Förderschulsystems

Es gibt Belege, dass schwierige Förderschüler in den Bereich „Geistige Entwicklung“ verweisen werden. Die Forscher gehen von einem starken Selbsterhaltungsbetrieb des Förderschulsystems aus. Trotz der bereits 2008 verabschiedeten Konvention, die unter anderem das Recht auf den Besuch einer Regelschule auch für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf garantiert, sank bis 2017 nur in 51,5 Prozent der Kreise in Deutschland die Anzahl der Förderschulen

Abschaffung der Schwerpunktschulen

Die Forscher sehen eine Flucht der Mittelschicht von inklusiv unterrichtenden schulen, vor allem an Schwerpunktschulen ist die Armutsquote angestiegen. Sie müssen zwei Aufgaben schultern: eine pädagogische und eine soziale. Die Forscher fordern deshalb inklusiven Unterricht an allen Schulen. Schlusslichter in dieser Entwicklung sind Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg. Sie verletzten systematisch die Anforderung zur Schaffung eines inklusiven Bildungssystems.