Freitag, 22. September 2017

Abschluss der Veranstaltungen zur Bundestagswahl

   

Mit zwei Seminaren für die Paulinenpflege in Murrhardt endete heute meine Veranstaltungsreihe zur Bundestagswahl in leichter Sprache. Das Interesse war riesig – von Politikverdrossenheit keine Spur!
Ziel für die Bundestagswahl bereits erreicht

Insgesamt waren es rund 750 Menschen, die an den 13 Seminaren, vier Podiumsdiskussionen und dem Aktionstag teilgenommen haben. Wenn diese alle zur Wahl gehen und möglichst vielen sagen, dass sie das tun sollen, ist mein Ziel für die Bundestagswahl bereits erreicht. Ein Überblick über die einzelnen Veranstaltungen finden Sie hier.

Seminare – Warum, wie und wen wählen?

Warum, wie und wen wählen? Das waren die Leitfragen der Seminare. Groß waren die Unterschiede bei der Dauer (von 30 Minuten bis vier Stunden) und der Teilnehmerzahl (von 6 bis rund 200).
Für die Seminare bei der Johannes-Diakonie und der Paulinenpflege durften die Mitarbeiter/innen die Arbeit unterbrechen. Dies erklärt die hohe Teilnehmerzahl, zeigt aber auch die Bedeutung, die das Thema Mitbestimmung mittlerweile einnimmt. Weniger Teilnehmer/innen, dafür bessere Diskussionsmöglichkeiten boten die Seminare bei den Zieglerschen, der Diakonie Stetten und der Offenen Hilfe, die abends bzw. nach Anmeldung stattfanden. Eine Besonderheit war die Veranstaltung in Karlsruhe, die eine Schulung für Multiplikator/innen umfasste.

Podiumsdiskussionen – Politiker sind auch nur Menschen

Für die Diakonie Stetten habe ich Podiumsdiskussionen in Bad Cannstatt, Lorch, Waiblingen und Esslingen moderiert. Leichte Sprache ist eine schwere Aufgabe, weder die Kandidat/innen noch ich schafften es, ganz ohne schwere Begriffe auszukommen. Mindestens genauso wichtig wie die diskutierten Themen ist aber die Begegnung: Politiker/innen lernten die Einrichtungen kennen, die Teilnehmer/innen sahen – wie ein Teilnehmer treffend feststelle – dass Politiker auch nur Menschen sind. Bewährt hat sich auch, dass die Teilnehmer/innen bereits im Vorfeld Fragen einreichen konnten. Dies erleichterte meine Planung und motivierte zur Teilnahme. Einen Bericht finden Sie hier.

Aktionstag Bundestagswahl – mitmachen und mitmischen

Ein schönes Erlebnis war der Aktionstag an der Diakonie Stetten. Mit einem breiten Angebot aus Informationsständen, Quiz, Kurzseminaren, Probewahlen aber auch Unterhaltung durch das tolle inklusive „Schwebende Orchester“ konnten wir viele Bewohner/innen erreichen. (Bericht).

Teilhabe fördern – auch nach der Bundestagswahl

Die Teilhabe zu fördern ist eine Aufgabe, die auch nach der Bundestagswahl wichtig ist. Auf der Seite Teilhabe fördern finden Sie Angebote, wie Sie an den Themen dranbleiben können: Dazu zählen Kontakte mit Politiker/innen, Seminare zur Mitbestimmung und die Themen der Bundestagswahl sowie Schulungen für Mitarbeiter/innen. Weitere Informationen finden Sie auf meiner Homepage.

Montag, 18. September 2017

Verhindern Werkstätten für Behinderte die Inklusion?

Ein interessanter Artikel in der Süddeutschen Zeitung, der mit einer provozierenden Frage beginnt: Verhindern Werkstätten für Behinderte die Inklusion?

Schwierigkeiten für Werkstätten für Behinderte 

Klar ist, dass die Werkstätten mit ihren rund 300.000 Menschen in ihrer Existenz gefährdet wären, wenn die Integration in den ersten Arbeitsmarkt - wie auch von der UN-Behindertenrechtskonvention gefordert - gelingen würde.
Plausibel ist auch das Argument, dass es Werkstätten schwieriger, wenn sie ihren besten Mitarbeiter/innen.

Budget für Arbeit als Alternative? 

Ein "Budget für Arbeit", d.h. Lohnkostenzuschüsse für Arbeitgeber, die die geringere Arbeitsleistung ausgleichen soll, könnte eine Alternative sein. Auch wenn dieses Modell sicher nicht optimal ist, scheint es immer noch besser zu sein als alle Werkstätten zu schließen wie in Großbritannien - dort sind jetzt die Hälfte der ehemaligen Beschäftigten arbeitslos.

Freitag, 8. September 2017

Ausschluss vom Wahlrecht - eine Schande für die Demokratie

Auf SPIEGEL ONLINE ist ein Kommentar erschienen, der mir aus der Seele spricht: Der Ausschluss von 85000 Menschen von der Wahl ist nicht nur ein klarer Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention, sondern auch eine Schande für unsere liberale Demokratie

Wer also darf die Grenze ziehen und wo?

Ja, es gibt Menschen, die objektiv nicht in der Lage sind, eigenmächtig wählen können, aber – so fragt die Autorin Heike Klovert völlig zurecht: Wenn man die Wahl tatsächlich vor Manipulation schützen möchte, warum dürfen Demenzkranke wählen? Und sind wir nicht alle irgendwie beeinflusst - von Freunden, Kollegen, TV-Werbung oder letztendlich doch leerem Wahlkampfgeschwätz? Wer also darf die Grenze ziehen und wo?

Ohne Stimme

Auch die Süddeutsche berichtet über den Wahlausschluss, der in den Bundesländern ganz unterschiedlich gehandhabt wird. Ob man als Behinderter wählen darf oder nicht, ist damit eine Frage des richtigen Wohnorts, das hat mit Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun."

Wahlausschluss endlich abschaffen

Deshalb: Diese Regelung gehört abgeschafft. Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben es bereits gemacht, andere EU-Staaten hatten nie so eine Regel.
Ich erlebe in meinen Seminaren häufig hoch interessierte Menschen mit Behinderungen, die sehr gut Bescheid wissen - ich bin mir nicht sicher, ob der Mann oder die Frau auf der Straße immer genauso gut Bescheid wissen. Natürlich kann man argumentieren, dass manche Menschen nicht in der Lage sind zu wählen – dann aber bitte klare Kriterien für alle. Außerdem: durch Information und Aufklärung kann man Menschen auch dazu bringen, sich zu interessieren.