Es ist ein schwerer Verdacht, aber die Zahlen sind doch deutlich: Der SPIEGEL berichtet über eine Studie, die zeigt, dass es bei der Schulverteilung wohl nicht nur um den Bedarf der Jugendlichen geht.
Die Schülerzahlen gehen zurück, die Zahl der Förderschüler bleibt gleich
Von 1995 bis 2017 ist der Anteil der offiziell als »geistig behindert« eingestuften Kinder und Jugendlichen in allen Bundesländern massiv gestiegen, außer in Hamburg und Bremen. Gleichzeitig ist die Gesamtzahl an Schüler*innen gesunken. Eine Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eine Förderschule zu besuchen vom vorhandenen Förderschulangebot abhängt – und nicht vom Bedarf der Schüler*innen.
Selbsterhaltungsinteresse des Förderschulsystems
Es gibt Belege, dass schwierige Förderschüler in den Bereich „Geistige Entwicklung“ verweisen werden. Die Forscher gehen von einem starken Selbsterhaltungsbetrieb des Förderschulsystems aus. Trotz der bereits 2008 verabschiedeten Konvention, die unter anderem das Recht auf den Besuch einer Regelschule auch für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf garantiert, sank bis 2017 nur in 51,5 Prozent der Kreise in Deutschland die Anzahl der Förderschulen
Abschaffung der Schwerpunktschulen
Die Forscher sehen eine Flucht der Mittelschicht von inklusiv unterrichtenden schulen, vor allem an Schwerpunktschulen ist die Armutsquote angestiegen. Sie müssen zwei Aufgaben schultern: eine pädagogische und eine soziale. Die Forscher fordern deshalb inklusiven Unterricht an allen Schulen. Schlusslichter in dieser Entwicklung sind Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg. Sie verletzten systematisch die Anforderung zur Schaffung eines inklusiven Bildungssystems.