Die Bundeszentrale für politische Bildung berichtet anlässlich des Europäischen Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung über Probleme.
Motto „Zukunft barrierefrei gestalten“
Der Protesttag zur Gleichstellung von behinderten Menschen auf wurde 1992 von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland" ins Leben gerufen. n diesem Jahr steht der auch von der "Aktion Mensch" mitgetragene Protesttag unter dem Motto "Zukunft barrierefrei gestalten".
Mehr als zehn Millionen Menschen mit Behinderungen
Laut Weltgesundheitsorganisation leben weltweit ca. 1,3 Milliarden Menschen mit Behinderung, in Deutschland sind es rund 10 Millionen. Aufgrund unterschiedlicher Definitionen gehen die Zahlen auseinander. Als Schwerbehindert gelten in Deutschland 7,8 Millionen, 58 Prozent der Schwerbehinderten in Deutschland hatten eine körperliche, weitere 14 Prozent eine geistige oder seelische Behinderung. Rund 90 % sind durch eine Krankheit verursacht, 3 % angeboren.
UN-Behindertenrechtskonvention und das Recht auf Teilhabe
Artikel 3 des Grundgesetzes gewährt Menschen mit Behinderungen das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe. Zudem gilt seit 2009 in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention, die unter anderem zu Chancengleichheit und Inklusion verpflichten. In der gesamten EU ist die Konvention seit 2011 in Kraft.
Benachteiligungen bleiben
In vielen Bereichen bleiben Menschen mit Behinderung benachteiligt. Sie sind stärker von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht, es gibt Lücken in der medizinischen Versorgung und erfahren Ausgrenzungen im Bildungsbereich:. Das Institut für Menschenrechte kritisiert, dass Deutschland vielen Kindern mit „sonderpädagogischem Förderbedarf“ den Zugang zu Regelschulen verweigert. Dafür müssen bessere Bedingungen geschaffen werden. Die Exklusion setzt sich in der Arbeitswelt fort nur 57 % der Menschen mit Behinderung zwischen 15 und 64 sind erwerbstätig. Umstritten ist auch, dass ca. 330.000 Menschen für wenig Geld in Werkstätten arbeiten.
Viele Menschen mit Behinderungen machen Gewalterfahrungen
Der Bericht weist auf einen weiteren erschreckenden Hin: Frauen mit Behinderungen erleben nach EU-Angaben je nach Erhebung zwei- bis fünfmal häufiger häusliche Gewalt als andere Frauen.
Auch in Wohneinrichtungen und Werkstätten erleben Menschen Gewalt, Druck und und teilweise auch unrechtmäßige freiheitsentziehende Maßnahmen".
Der lange Weg zur Barrierefreiheit
Auch der Blick auf den Stand der Barrierefreiheit zeigt Defizite. Dabei ist eine Welt ohne Barrieren sei "für alle zugänglicher und für alle zugänglicher und lebenswerter". Die Forderungen nach Barrierefreiheit reichen vom Zugang zu Gebäuden hin zu Online-Angeboten. Auch diese müssen für Menschen mit Behinderungen zugänglich sein. Die Bedürfnisse für Barrierefreiheit sind unterschiedlich: Für lärmempfindliche Autist*innen kann es ein Rückzugsraum in der Schule sein, für Rollstuhlfahrer der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Da Deutschland wie viele andere Länder hinterherhinkt, hat die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik eingeleitet.