Donnerstag, 11. September 2025

Die Fantasie vom schönen Volk

In einem Interview in der TAZ berichtet die Historikerin Dagmar Herzog in einem Interview über rechte Körperpolitik: Die Fantasie vom schönen Volk. Dabei kritisiert sie die AfD scharf: Für sie gehören Behindertenfeindlichkeit und Rassismus zusammen. 

Die Freude, andere zu erniedrigen 

Den faschistischen Körper ist für Richter ein Wunschtraum des Dritten Reichs. Er empfindet Freude daran, andere zu erniedrigen. Die Nazis prägten das Bild des schönen, starken und gesunden Volks, das seine Schwachen abtötet. Bereits den Kindern wurde beigebracht, gemein gegenüber Schwächeren zu tun, eine Einladung an Schadenfreude, in dem enthemmte Gewalt gegen Minderheiten straffrei bleibt. Aufgrund des globalen Aufstiegs autoritärer Bewegungen sieht Herzog einen neuen Faschismus: ein Regime, das sich gegen menschliche Werte wie Freiheit, Gleichheit, Empathie und Solidarität steht. 

AfD obsessiv behindertenfeindlich 

Im Unterschied zu anderen rechten Parteien ist die AfD besonders behindertenfeindlich. Es beginnt mit dem Kalkül am Schlechtreden von Inklusion: Wenn man Menschen mit Beeinträchtigungen wieder aus dem Blickfeld der Kinder bringt, dann lernen sie gar nicht erst die Empathie und die Solidarität, die ein wichtiger Teil des Menschseins sind. Mit Slogans wie „Leistungsschule statt Kuschelunterricht“ propagiert die Überheblichkeit gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen. 
Die Historikerin kritisiert die Besessenheit mit Fragen des IQs und verweist auf Springer-Chef Döpfner, der forderte, Deutschland müsse jüdischer – damit meint er klüger – werden muss. Das Stimulieren von Ekel wird gern kombiniert mit dem Angstschüren vor den hohen Kosten, die Fürsorge für Menschen mit Behinderung für die Allgemeinheit bringt. 

Behindertenfeindlichkeit mit langer Tradition 

Bereits nach dem 1. Weltkrieg gab es eine Debatte über die angelbliche Verblödung und die Überzeugung, dass rund ein Drittel nicht gut genug sei, Kinder zu bekommen. Dies erklört die hohe zahl an Sterilisationen. Die Rechten haben den Begriff Remigration in die Welt gesetzt, aber auch andere Parteien reden, dass nur die bleiben dürfen, die fleißig arbeiten. 

Behindertenfeindlichkeit und sexy Rassismus 

Die AfD verbindet Behindertenfeindlichkeit mit Rassismus wie die AUotrin am Beispiel der Wahlplakate zu Burkas, die mit erotischen Komponenten wie „Neue Deutsche? Machen wir selber“ verbunden wurden. Sie sieht darin Verbindungen zu Zeichnungen in der Nazi-Zeit. Jede Epoche hat ihren eigenen Faschismus. Unsere heutige ist gekennzeichnet durch Widersprüchlichkeit: Für jeden Wähler gibt es eine andere Botschaft. „Faschismus funktioniert als Erlaubnisgeber: Man darf gemein sein und überheblich. Man muss nicht mehr „Gutmensch“ sein. Oder teilen.

Wenig Hoffnung 

Ein mögliches AfD-Verbot könnte demokratischen Parteien verschaffen. Rückblickend hätte die USA härter durchgreifen müssen, „Jetzt haben wir einen Präsidenten-Diktator. Sie hat wenig Hoffnung, dass die Schäden repariert werden können: Der Faschismus bleibt ja in den Herzen hängen, in den Seelen. Die Leute sind wirklich desorientiert.