Vivien Timmler analysiert in der Süddeutschen Zeitung, wie barrierefrei das Internet ist. Anlass ist ein Gesetz, das Betreiber zur Barrierefreiheit verpflichtet.
Grenzen des Internets
Für viele Menschen mit beeinträchtigten Sinnen ist das Internet nicht barrierefrei. Untersuchungen zeigen, dass sie an Grenzen kommen, weil plötzlich ein Video abgespielt wird, ein Fenster aufpoppt oder ein Mausklick notwendig ist. Ein Test der Münchner Stiftung Pfennigparade kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: nur ein Drittel der untersuchten Online-Shops ist barrierefrei – so ist Inklusion und soziale Teilhabe nicht möglich.
Viele Menschen haben eine Einschränkung
In Deutschland haben 7,8 Millionen Menschen eine anerkannte Schwerbehinderung. Viele von ihnen benötigen Mittel wie eine Tastatursteuerung, Braille-Zeilen oder eine Sprachausgabe, um sich im Internet zurechtfinden zu können. Auch für Menschen mit Sehschwäche und motorische Einschränkungen wäre eine Webseite mit vergrößerbaren Schriften und guten Kontrasten hilfreich.
Regelung zeigt bisher wenig Wirkung
Die EU hatte bereits 2019 eine Richtlinie erlassen, die Mitgliedstaaten verpflichtet, Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zugänglich zu machen. Deutschland hat dies im sogenannten Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes umgesetzt, am 28. Juni endet nun die Umsetzungsfrist. Webshop-Betreiber müssen mit Abmahnungen und Bußgeldern rechnen.
Bisher hat sich wenig verbessert. Zunächst müssen nur Betreiber neuer Webseiten die Anforderung erfüllen, andere nehmen die Bußgelder in Kauf.
Wie sieht eine barrierefreie Website aus?
Grundvoraussetzung für eine barrierefreie Seite ist, dass sie auch mit der Tastatur bedienbar ist. Optisch ist wichtig, dass die Elemente gut sichtbar sind und durch Kontraste gut lesbar ist. Der wichtigste Punkt für Experten ist für Experten aber eine eine Sensibilisierung für das Thema. Die neue Rechtslage allein hat das bislang nicht geschafft. Helfen könnte künstliche Intelligenz, mit der Beschreibungen für Bilder und Videos geniert und auf individuelle Bedürfnisse anpassbar macht.