Donnerstag, 26. August 2021

Die Paralympischen Spiele – die Illusion von Inklusion?

15 Prozent der Weltbevölkerung leben mit einer Behinderung. Die Paralympischen Spiele lenken die Aufmerksam auf diese Menschen. Seit 1960 gibt es die Sommerspiele, seit 1976 Winterspiele. Die letzten Veranstaltungen fanden immer drei Wochen nach den Spielen am selben Ort statt.
Der Name setzt sich aus den griechischen Worten „para“ für „neben“ und „olympics“ zusammen, die die Nähe zur Bewegung in den Olympics und das Gemeinsame der Spiele aufweisen sollen.

Drittgrößtes Sportfest der Welt

Die Spiele sind im Verlauf immer größer geworden. So sind die Paralympics trotz oder wegen ihrer olympischen Anbindung längst aus dem Schatten des „großen Bruders“ getreten und als drittgrößtes Sportfest der Welt, neben den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft, etabliert.

Athleten-Klassifizierung

Es gibt fünf Klassifizierungen, die je nach Sportart noch in verschiedene Behinderungsklassen eingeteilt werden - hier die Auflistung der Seite Behinderung.org

  • Amputierte – Sportler, denen mindestens ein Hauptgelenk an einem Glied fehlt
  • Zerebralparese – Sportler mit Beeinträchtigung ihres Bewegungsablaufes, sowie ihrer Haltung (folglich einer Schädigung eines oder mehrerer Gehirnsteuerzentren)
  • Sehbehinderte – in unterschiedlichem Maße sehbehinderte bis blinde Sportler
  • Rollstuhlsport – Sportler, die ihren Sport in einem Rollstuhl ausüben
  • Kleinwüchsige – max. 1,45 m (Männer) oder 1,37 m (Frauen) große Athleten
  •  Les Autres („Die Anderen/die Übrigen“) – Sportler mit unterschiedlichem den Bewegungsapparat betreffenden Handicap, die jedoch in keine der oberen Kategorien eingeordnet werden können

Aufgrund von Betrugsvorwürfen waren geistig behinderte Menschen teilweise ausgeschlossen, mittlerweile dürfen sie wieder in den Sportarten Leichtathletik, Tischtennis und Schwimmen antreten.

Die Illusion von Inklusion

Ronny Blaschke berichtet in seinem Artikel Die Illusion und Inklusion im Deutschlandfunk.
Rund viereinhalbtausend Athleten aus 162 Ländern gehen in Tokio an den Start. 25 Länder mit eigenen Nationalen paralympischen Komitees sind aber nicht vertreten – sie konnten die Kosten nicht aufbringen oder wurden durch politische Krisen zurückgeworfen.
Die Formel ist einfach: Mit zunehmendem Wohlstand wächst die gesellschaftliche und damit auch sportliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung.

Probleme auch in Deutschland

Blaschke kritisiert aber auch die Situation in Deutschland: Der Deutsche Olympische Sportbund der Deutsche Behindertenverband arbeiten nebeneinander und auch an der Basis sieht es nicht gut aus. Die Mehrheit der behinderten Menschen ist sportlich nicht aktiv – weil sie wollen, aber auch weil sie gebremst werden. Viele Sportstätten sind nicht barrierefrei, Breitensportvereine haben keine Kapazitäten oder Interesse und auch die Schule ist nicht ausreichend vorbereitet.

Medien – zwischen Übertreibung und Desinteresse

In einem weiteren Artikel kritisiert Ronny Blaschke die Medien: Bei den Paralympics werden die Athlet*innen teils zu Übermenschen stilisiert, abseits der Großereignis-se bekommt der Behindertensport aber nur wenig Aufmerksamkeit.

Montag, 16. August 2021

Raus aus der Isolation: Menschen mit Behinderung an der Hochschule

ZEIT Campus berichtet über sechs Menschen mit Behinderungen, die an der Pädagogischen Hochschule künftige Lehrer auf ihren Beruf vor. Ein tolles Projekt, aber leider immer noch eine Ausnahme.

Inklusionskompetenz vermitteln

Das Projekt begann Anfang 2020 – nach einem Auswahlverfahren wurden sechs Menschen mit Behinderung zu Bildungsfachkräften zu qualifizieren. Sie sind sozialversicherungspflichtig angestellt und werden nach Tarif bezahlt. Inklusion ist ein wichtiger Teil der Ausbildung für angehende Lehrer*innen – es ist naheliegend an der Ausbildung behinderte Menschen zu beteiligen.

Jetzt kann ich mal zeigen, was in mir steckt

Einige waren zu vor in Werkstätten für behinderte Menschen beschäftigt – eine oft monotone und auch schlecht bezahlte Tätigkeit – jetzt können sie zeigen, welch wichtigen Beitrag sie leisten können – die Studierenden sind auf jeden Fall begeistert. Auch für die neuen Fachkräfte hat sich die Situation verbessert, aber die Probleme bleiben: Außerhalb der Hochschule werden sie unterschätzt, bevormundet und schief angeschaut, falls die überhaupt beachtet werden. Es bleibt noch viel zu tun, aber das Projekt ist mehr als ein Hoffnungsschimmer.