Donnerstag, 19. Dezember 2019

Stundenlohn 1,30 Euro – eine Sache des Sich-wertgeschätzt-Fühlens

Die Süddeutsche Zeitung diskutiert im Artikel Stundenlohn: 1,30 Euro die geringen Löhne von Menschen, die in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Mehr als 300.000 arbeiten in Werkstätten bekommen rund 180 Euro – im Monat! Für sie gilt der seit 2015 beschlossene gesetzliche Mindestlohn nicht. Im Artikel kommen beide Seiten zu Wort

Das ist ungerecht

Eine Petition fordert, dass dieser Zustand beendet wird und verweisen auf Artikel 3: Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Sie verweisen auch auf den gigantischen Unterschied: 1,30 Euro in den Werkstätten, 9,19 Euro Mindestlohn auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Wir können nicht mehr zahlen

Die Werkstätten verweisen darauf, dass sie nicht mehr bezahlen können. Arbeiternehmer*innen in Werkstätten genießen auch Rechte: Sie können nicht entlassen werden, sie müssen ihre Arbeit auch nicht in bestimmten Zeitspannen erledigen.

Mini-Lohn - aufgebessert vom Staat

Die Inklusionsaktivistin Gersdorff fordert einen Mini-Lohn: Lieber einen Lohn, von dem sie leben können, und damit weniger oder keine Sozialleistungen. Die Ausgaben für den Staat wären vergleichbar, emotional macht es einen Unterschied, eine „Sache des Sich-wertgeschätzt-Fühlens“.

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Broschüren der Bundeszentrale - Internet und Digitalisierung

Der sichere Umgang mit Internet und Smartphone ist für Menschen mit Behinderungen ein wichtiges Thema. Zu Internet und der digitalen Welt hat die Bundeszentrale für politische Bildung Broschüren und Audio-CDs veröffentlicht.

Internet und Smartphone  

Das Heft in einfacher Sprache können Sie über die Seite der Bundeszentrale bestellen und herunterlagen: 
Über den Inhalt:
Wir leben in einer digitalen Welt. Deshalb wird viel über Computer, Smartphone und Digitalisierung gesprochen. Vielleicht fragen Sie sich: Was ist ein Computer? Was kann ich alles mit einem Smartphone machen? Was bedeutet Digitalisierung? Das alles wird in diesem Heft erklärt. In einfacher Sprache.

Die digitale Welt

Das Heft in einfacher Sprache können Sie über die Seite der Bundeszentrale bestellen und herunterlagen:
Über den Inhalt:  
Internet gehört für viel Menschen zum Leben dazu: Dort informieren sie sich, tauschen sich mit anderen aus, sehen Videos, kaufen ein und vieles mehr. Was das Internet ist, wie es funktioniert, wie dort Firmen Daten sammeln und warum es gut sein kann, darüber etwas zu wissen, erklärt dieses Heft.

Donnerstag, 21. November 2019

Klimawandel - (auch) ein Thema für die inklusive politische Bildung

Der Klimawandel ist ein Thema, das derzeit viele Menschen bewegt. Viele jungen Menschen gehen auf die Straße und auch die Politik hat – oft noch halbherzig – reagiert.

Wie alle aktuellen Themen ist es wichtig, auch dieses Thema für Menschen mit Behinderungen aufzubereiten und zu diskutieren. An der Diakonie Stetten haben wir theoretische mit praktischen Seminarteilen verbunden

„Theoretisches“ Seminare mit grundlegenden Informationen

Natürlich gestalte ich meine Seminare nicht nur theoretisch, sondern versuche die Teilnehmenden einzubinden und Ideen zu sammeln, die jede*r machen kann: Weniger Sachen wegwerfen, lokale Produkte kaufen, ab und zu auf Fleisch verzichten, nur das kaufen, was man wirklich braucht, Licht ausmachen, wenn man den Raum verlässt…

Praktischer Teil - Raus in die Natur

Für den zweiten „praktischen“ haben wir bereits verschiedene Varianten durchgeführt: einen Besuch in der Wilhelma, das Erstellen eigener Infoplakate und ein Spaziergang im Wald. Im nächsten Semester planen wir einen „nachhaltigen“ Spaziergang, in dem uns ein Experte vom BUND Tipps für ein nachhaltiges Leben vor der Haustüre geben wird.

Weitere Informationen

Bundesministerium für Umwelt Klimawandel Arbeitsheft für die Grundschule
TAZ: Klimawandel in leichter Sprache
Jürgen Lutz: Artikel über Seminar Klimawandel November 2019
Jürgen Lutz: Artikel über Seminar Klimawandel Februar 2019

Mittwoch, 30. Oktober 2019

10 Jahre Behindertenrechtskonvention - Videos

Zum 10. Jahrestag der UN-Behindertenkonvention gab es einige spannende Dokumentationen, die ich hier vorstellen möchte-

Der Kampf um Teilhabe und Gleichberechtigung

„Respekt“ ist eine tolle Serie des Bayerischen Rundfunks. Sie fordert „Demokratische Grundwerte für alle“. Die Homepage  beschäftigt sich mit unterschiedlichen Rechten und Freiheiten, aber auch Menschen, die diskriminiert werden.

In einem Film „Menschen mit Behinderung – Kampf um Teilhabe und Gleichberechtigung“ begleitet die Reporterin einige Menschen mit Behinderungen und zeigt ihren alltäglichen Kampf um Wertschätzung und Gleichbehandlung.
Außerdem liefert sich Informationen und Fakten zum Stand der Inklusion – sehr empfehlenswert!




Das Märchen von der Inklusion

Ein ernüchterndes Resümee nach 10 Jahren UN-Behindertenrechtskonvention zieht eine ARD-Dokumentation. Am Beispiel von Bremen zeigt sie, dass die konsequente Inklusion in Kindergarten und Schulen einiges verändert hat, aber auch da ist es beim Arbeitsmarkt Schluss: der Anteil von geistig Behinderten im ersten Arbeitsmarkt ist kaum messbar. Dennoch gibt es auch in dieser Dokumentation einige tolle Beispiele junger Menschen, die an ihren Träumen festhalten.


 

Sehen statt Hören 

Der Film „Sehen statt Hören“ vom Bayerischen Rundfunk betrachtet das 10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention. Ein Gehörloser fragt Menschen auf der Straße nach ihrem Wissen (eher gering), zeigt aber auch erfolgreiche Beispiele, wie gehörlose Menschen ihre Chancen genutzt haben. 

Freitag, 18. Oktober 2019

10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention - Es gibt noch viel zu tun

Ein gemischtes Fazit ziehen Expert/innen anlässlich des zehnten Jahrestag der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention. Sie fordert eine inklusive Gesellschaft – ohne Barrieren und ohne Diskriminierung. Ohne Frage ist einiges erreicht worden, allem voran das Bundesteilhabegesetz. Das Thema ist präsent, es gibt Beratungsstellen und viele kleine Erfolge. Dazu zählt auch, dass viele Menschen mit Behinderungen ihre Interessen offensiv vertreten und wirklich mittendrin sind. Der Artikel der Süddeutschen berichtet über einige tolle Fälle.

Es gibt noch viel zu tun

Der Artikel listet aber auch einige Versäumnisse auf: Valentin Aichele, Leiter der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention beklagt, dass in vielen Bereichen wie barrierefreiem Bauen und gesellschaftlichen Teilhabe noch viel zu tun ist. Er sieht sogar den Trend zur Exklusion, da viele Bundesländer die Inklusion an Schulen zurückdrehen möchten. Die Zahl der behinderten Menschen am ersten Arbeitsmarkt hat sich kaum verändert, dafür hat sich die Zahl der Menschen in Behindertenwerkstätten verdoppelt – ein Trend der eigentlich gestoppt werden sollte. Man hat, so Aichele, noch einen langen Weg vor sich.

Bisherige Urteile: Wenig Lob, viel Kritik

Zu einem ebenfalls gemischten Fazit kommt die Aktion Mensch in ihrer Studie. Dort werden auch die Prüfberichte erwähnt, die der zuständige UN-Fachausschuss erstellt hat: „Wenig Lob, viel Kritik“: Gelobt wird der Aktionsplan, die Anerkennung der Gebärdensprache und die Förderung der Barriere-freiheit, die aber nach wie vor deutlichen Verbesserungsbedarf hat. Besonders in den Bereichen Arbeit und Bildung liegen Anspruch und Wirklichkeit noch weit auseinander. Auch das zweite Prüfverfahren wird wohl „ernste Empfehlungen“ geben.

Montag, 30. September 2019

Weiterbildungszentrum Ingelheim - Inklusion in der Weiterbildung

Das Weiterbildungszentrum Ingelheim ist eine öffentliche Einrichtung der Jugend- und Erwachsenenbildung in Rheinland-Pfalz. Die vielfältigen Angebote umfassen auch die landesweite Service- und Beratungsstelle „Inklusion in der Weiterbildung“. Gemeinsam mit Thomas Landini, dem Leiter der Servicestelle, habe ich eine Fortbildungsveranstaltung für Kursleiter/innen und Mitarbeiter/innen durchgeführt.

Inklusion ist Zugehörigkeit

Das umfangreiche Programm der Servicestelle ist beeindruckend. Durch die Verbindung mit dem Volkshochschulverband hat er Kontakte und schult und berät Mitarbeiter/innen. Seine wichtigste These „Integration bedeutet Duldung, Inklusion ist Zugehörigkeit“.

Politische Bildungsveranstaltungen für alle

In meinem Beitrag berichtete ich über Veranstaltungstypen und Themen, die für inklusive politische Bildungsveranstaltungen geeignet sind. Intensiv diskutiert wurden auch mögliche Kooperationen der Volkshochschulen und die möglichst lebendige Gestaltung der Veranstaltungen. Meine wichtigsten Punkte: Die Veranstaltungen leisten einen Beitrag, die Teilhabe der Menschen zu verbessern – und sie machen allen Beteiligten viel Spaß!

Weitere Informationen

Homepage Weiterbildungszentrum Ingelheim
Jürgen Lutz: Artikel über Workshop 

Donnerstag, 6. Juni 2019

Seminare über alle politischen Themen?!

Gibt es Themen, die für die Zielgruppe Menschen mit Behinderungen nicht geeignet wären? Ich glaube nicht und habe zumindest noch keines gefunden.

Seminare zu allgemeinpolitischen Themen

Ein großer Teil meiner Seminare an der Diakonie Stetten behandeln allgemeinpolitische Themen. Kaum ein Thema, das wir nicht behandelt haben – von ernsten Themen wie die Gefahren durch den Terrorismus und Rechtsextremismus über Wirtschafts- und Sozialpolitik über Wahlen auf den unterschiedlichen Ebenen bis hin zu Schwäbisch- und Badisch-Tests bei Seminaren zu Baden-Württemberg.

Einfach erklären, Probleme ansprechen, keine Angst machen 

Besonders bei emotionalen Themen wie bei einem Seminar nach dem 11. September war die Durchführung nicht immer einfach. Auch hier gelten die Regeln: einfach und anschaulich erklären, Probleme ansprechen und nicht verharmlosen, den Menschen die Möglichkeit geben sich zu äußern. Ein ganz wichtiger Punkt ist auch, den Menschen keine Angst zu machen.

Der Spaß darf nicht zu kurz kommen

Ein weiterer wichtiger Punkt: Der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Englische Vokabeln bei einem Seminar über die USA, ein Puzzle bei einem EU-Seminar, Bilder, Videos.. Kein Problem ist so ernst, dass man das Seminar dazu nicht auch mit positivem und Spaß verbinden könnte!

Donnerstag, 2. Mai 2019

Videos zur Europa- und Kommunalwahl 2019 in leichter Sprache

Zur Europa- und Kommunalwahl gibt es wieder interessante Videos in leichter Sprache, in der die Wahlen erklärt werden.

Europawahl

Das Video von Explainity ist zwar nicht in leichter Sprache, aber gut erklärt und damit sicher für viele geeignet:

Gut gefallen hat mir auch das Video der Caritas.

Kommunalwahlen

Das Aktionsbündnis Wählen ab 16 hat einige witzige Videos veröffentlicht, u.a. zum komplizierten kumulieren und panaschieren.



Gute gefallen hat mir ein Video zur Kommunalwahl in Heidelberg.
Die Landeszentrale hat außerdem ein Video, warum wählen wichtig ist

Donnerstag, 25. April 2019

Die Debatten um Bluttest auf Trisomie

Die Debatte um Gentests schlägt (zurecht) hohe Wellen!
Der Gemeinsame Bundesausschuss hat entschieden, dass der Bluttest auf Trisomien in der Schwangerschaft „in begründeten Einzelfällen“ von Krankenkassen bezahlt wird.

Kritik 

Kritiker befürchten, dass die Zahl der Abtreibungen zunehmen wird. Wenn Menschen mit Downsyndrom zunehmend als vermeidbar wahrgenommen würden, könnte das Eltern unter Druck setzen, sich für eine Abtreibung zu entscheiden. In Dänemark kamen nur noch halb so viele Kinder mit Downsyndrom zur Welt, nachdem der Bluttest zur Kassenleistung geworden war.

Befürworter

Befürworter verweisen darauf, dass der Test verfügbar ist und es keine soziale Frage sein darf, diesen Test anzuwenden. Sie verweisen auf das Selbstbestimmungsrecht der Frauen. Sie müssen eine freie Entscheidung treffen können, ob und welche Test sie vornehmen. Sie verweisen auf die Einschränkung auf Indikatoren und eine ausführliche Beratung.

Weitere Informationen 

Rhein-Neckar-Zeitung: Pro und Contra Bluttest auf Trisomie
Der Spiegel: Bluttest auf Downsyndrom

Mittwoch, 24. April 2019

Einfach wählen gehen – Aktionstag zur Kommunal- und Europawahl 2019

Mit Superlativen muss man vorsichtig sein, aber das war wohl die beste Veranstaltung meines Lebens.

Klient/innen (noch) aktiver miteinbeziehen

Wir hatten schon einige Veranstaltungen zu Wahlen, doch wir haben das Konzept umgestellt, ein neuer Ort, der gut zu erreichen war und vor allem: Menschen mit Behinderungen waren sowohl an der Planung als auch an der Durchführung beteiligt.

Abwechslungsreiche Stationen mit Spaß und Informationen

Die Teilnehmer/innen konnten sich an verschiedenen Stationen informieren und erhielten dafür auch Belohnungen – eine Urkunde und eine Kugel Eis:
Es gab Räume mit einem Puzzle und einem Quiz, eine Wahlraum zum Üben des Wahlvorgangs und ein Raum, in dem ich in kurzen Seminaren über die Wahl informiert habe. Außerdem präsentierten die Diakonie Stetten und die VHS Unteres Remstal 

Tolle Resonanz - bei Teilnehmer/innen und den Medien

Die Beteiligung war sensationell – über 150 Teilnehmer/innen sind gekommen und sogar im Radio wurde über die Veranstaltung berichtet.

Weitere Informationen

Jürgen Lutz: Artikel über Aktionstag

Donnerstag, 21. März 2019

Broschüren zur Europa- und Kommunalwahl 2019 in leichter Sprache

Zur Kommunal- und Europawahl 2019 hat die Landeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe und der Landesbehindertenbeauftragten tolle Materialien veröffentlicht. 

Ergänzung August 2020: Mittlerweile stehen diese Dokumente nur noch im Downloadbereich

Europawahl 2019 in leichter Sprache: Einfach wählen gehen

In leichter Sprache werden die Europäische Union, Parteien und der Wahlvorgang ausführlich erklärt.

Kommunalwahl 2019 in leichter Sprache: Einfach wählen gehen

In leichter Sprache werden Gemeinde, Landkreise und der Wahlvorgang ausführlich erklärt.

Leitfaden für Assistenzkräfte – Europa- und Kommunalwahlen 2019

Neben Informationen zu den beiden Wahlen wichtige Informationen, was Betreuende machen dürfen (und sollen!). Außerdem – 10 gute Gründe zu wählen. Absolut empfehlenswert!

Samstag, 2. März 2019

Aus Politik und Zeitgeschichte - Menschen mit Behinderungen

Die Zeitschrift von Aus Politik und Zeitgeschichte beschäftigt in der Ausgabe vom 4. Februar 2019 mit der Situation von Menschen mit Behinderungen.
Seitdem die UN-Behindertenrechtskonvention 2009 in Deutschland in Kraft getreten ist, sind Fortschritte beim Abbau dieser Barrieren zu verzeichnen. Mit Blick auf die Lebensbereiche Bildung, Arbeit und Wohnen aber steht die Bundesrepublik mit ihrem ausdifferenzierten System von Förder-schulen, Werkstätten und Wohnheimen vor einem ungelösten Konflikt.




10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention

Besonders empfehlen kann ich den Beitrag „Eine Dekade UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland“, in dem Valentin Aichele eine eher gemischte Bilanz nach 10 Jahren UN-Behindertenrechtskonvention zieht.
Sein Fazit: „Zentrale Aufgabe bleibt es jedoch, die soziale Ausgrenzung und strukturell angelegte Segregation von Menschen mit Behinderungen, die zum Teil als "Inklusion" betitelt wird, zu überwinden.“


50 behindertenbewegte Jahre

Swantje Köbsell blickt auf 50 behindertenbewegte Jahre in Deutschland. Sie beschreibt die Politisierung der 60er Jahre mit der Einforderung von Partizipation und Anerken-nung als Bürger und den Forschungsstrang, der in den 70er entstand.
Trotz der veränderten Aktionsformen ist die Behindertenbewegung ihren Zielen treu geblieben: Ablehnung des individualisierenden, medikalisierenden und normalisierenden Blicks auf Behinderung sowie der aktive Einsatz gegen Aussonderung und Diskriminierung behinderter Menschen

Donnerstag, 21. Februar 2019

Endlich – alle Menschen dürfen wählen!

Das Bundesverfassungsgericht hat ein wegweisendes Urteil gesprochen und die bisher willkürlichen Einschränkungen im Wahlrecht aufgehoben

Wählen - das vornehmste Recht im demokratischen Staat

Rund 81.220 Menschen waren bisher vom Wahlrecht ausgeschlossen – Menschen, die auf gerichtlich bestellte Betreuung angewiesen sind und Straftäter, die wegen Schuldunfähigkeit in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht sind.

Mangelnde Einsichtsfähigkeit in den Kommunikationsprozess

Das Bundesverfassungsgericht hält Einschränkungen des Wahlrechts prinzipiell für möglich und zwar für Menschen, die „mangels Einsichtsfähigkeit nicht am Kommunikationsprozess zwischen Volk und Staatsorganen teilnehmen kann“. Aber wer soll darüber wie entscheiden? Was ist mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind? Wie geht man mit Menschen um, die schwer krank sind, sich aber wieder erholen

Missbrauch ist möglich – und kaum zu verhindern

Wer das Wahlrecht missbraucht, beispielsweise die Wahlunterlagen eines anderen Menschen ausfüllt, macht sich strafbar. Übrigens gilt dies auch für diejenigen, die Wahlberechtigte an der Ausübung des Wahlrechts hintern, z.B. die Wahlbenachrichtigungen zurückhalten oder vernichten.
Dennoch ist ein Missbrauch nicht ausgeschlossen, weder in Einrichtungen für behinderte Menschen oder in Altersheimen noch in ganz normalen Familien, in der der Mann die  Frau beeinflusst (oder andersrum).

Unterstützung und Austausch sind erlaubt

Die Unterstützung ist ausdrücklich erlaubt: „Ein offener, den individuellen Fähigkeiten jedes Einzelnen angepasster, Austausch über die inhaltliche Ausrichtung von Parteien und Kandidaten stellt keine Wahlbeeinflussung dar.“ Es ist letztlich eine Abwägung, die jede*r Betreuer*in oder Familienangehörige treffen muss. Dazu gehört auch, bei Zweifeln Menschen offen anzusprechen.

Politische Bildung für alle Menschen

Umso wichtiger ist und bleibt politische Bildung: Informationsbroschüren in leichter Sprache, Veranstaltungen, Seminare und Gespräche, aber vor allem Mitbestimmung im Alltag. Dazu zählen Werkstatt- und Bewohnerbeiräte, aber auch Alltagssituationen – Demokratie im Alltag, damit die Menschen auch in der „großen Politik“ mitbestimmen können.

Weitere Informationen 

Legal Tribune Online: Das vornehmste Recht im demokratischen Staat

Donnerstag, 14. Februar 2019

UN-Behindertenrechtskonvention - für eine gleichberechtigte Teilhabe

Das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ ist ein Meilenstein im Kampf für mehr Rechte für Menschen mit Behinderungen. Es wurde 2006 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet und ist seit 2008 in Kraft.

Die  UN-Konvention fordert Inklusion, also die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben. Das bedeutet: Inklusion ist ein Menschenrecht.

Ziele

Artikel 1 definiert die Ziele des Abkommens:
Zweck dieses Übereinkommens ist es, den vollen und gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten durch alle Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten und die Achtung der ihnen innewohnenden Würde zu fördern.

Definierte Rechte 

Zu den Rechten gehören u.a.

Gleichberechtigte Teilhabe an der Gemeinschaft

Anstelle eines Defizit-Ansatz bedeutet Inklusion: Allen Menschen soll von vorneherein die Teilnahme bei allen Aktivitäten, Ebenen und in vollem Umfang ermöglicht werden.

Inklusive Bildung

Menschen dürfen nicht aufgrund ihrer Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und sollen gleichberechtigt zu den Zugang zu Berufsausbildung, Erwachsenenbildung und lebenslangem Lernen haben.

Teilhabe am Arbeitsleben

Artikel 27 fordert, dass Menschen mit Behinderung keine Zwangs- und Pflichtarbeiten ausüben müssen.

Teilhabe am politischen und öffentlichen Leben

Die politische Teilhabe von allen Menschen muss gewährleistet sein. Damit Menschen mit Behinderungen ihr Wahlrecht geltend machen können, muss das ganze Wahlverfahren barrierefrei und leicht verständlich sein.

Durchführung

Die Staaten als Garanten der Menschenrechte sind gehalten, die definierten Rechte umzusetzen. Darüber wacht ein UN-Ausschuss, der mit dem Monitoring beauftragt ist. In Deutschland ist die Monitoring-Stelle am Deutschen Institut für Menschenrechte angesiedelt.

Fazit

Schon der Blick auf Deutschland zeigt, dass es bei vielen Zielen noch Handlungsbedarf gibt, in vielen Staaten sieht es noch schlechter aus. Dennoch kann die Bedeutung der Konvention gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: Menschen mit Behinderungen werden nicht mehr als Kranke, sondern als gleichberechtigte Menschen gesehen, deren Rechte zu schützen sind.

Weitere Informationen

Seite Behindertenrechtskonvention
Aktion Mensch: UN-Konvention
Bundeszentrale für politische Bildung: UN-Konvention

Donnerstag, 17. Januar 2019

Alles was uns verbindet - ein spannendes Experiment in Dänemark

Was passiert, wenn Menschen, die wir in eine Schublade gepackt haben, plötzlich etwas mit uns gemeinsam haben? Ein dänischer Fernsehsender hat ein Experiment durchgeführt und ganz unterschiedliche Gruppen zusammengeholt. Auch die Presse hat über das Experiment berichtet, u.a. die Stuttgarter Zeitung: Rührendes Video aus Dänemark.

Verbindet uns mehr als gedacht?

Anhand von Fragen entstanden ganz neue Gruppen und die Teilnehmer/innen merkten, dass sie mehr miteinander verbindet als gedacht – eine Metapher auch für den Traum von Inklusion, einer Gesellschaft, in der alle ganz natürlich dabei sind?

Aber sehen Sie selbst: