Donnerstag, 14. Dezember 2017

Drei Mythen zur inklusiven Schule

In einem interessanten Beitrag für Politik Digital räumt Raphael Hofäcker gleich mit drei Mythen zur inklusiven Schule auf.

Mit Verweis auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt er, dass Inklusion tatsächlich mehr finanzielle Ausgaben bedeutet, aber gleichzeitig die Abhängigkeit von sozialen Hilfesystemen reduziert und mehr ausgebildete Arbeitskräfte hervorbring.

Auch das Argument, dass Inklusion auf dem Rücken leistungsfähiger Schüler umgesetzt wird, lässt er nicht gelten und verweist, dass sie auch positive Auswirkungen haben kann, besonders bei der emotional-sozialen Entwicklung

Derzeit– so Mythos 3 – ist Inklusion mit unserem selektiven Bildungssystem nur wenig vereinbar. Hier fordert der Autor, dass exklusive Räume geschafft werden müssen. „Inklusive Schulen zeigen, dass gemeinsames Lernen funktionieren kann und dass sie leistungsfähige Schüler/innen hervor-bringen können.“

Mittwoch, 8. November 2017

Die können und brauchen das nicht (und das bringt nichts)

Mit meinen politischen Bildungsseminaren für Menschen mit Behinderungen erreiche ich nur einen kleinen Teil der Menschen -– genauso wie meinen anderen Seminaren für andere Gruppen. Viele Menschen verstehen nicht alles und können sich auch nicht auch alles merken – nochmal eine Analogie zu „normalen“ Kursen

Die können das nicht

Es gibt viele, die keinen Zugang haben, aber erneut die Frage, ob es hier einen Unterschied zur normalen Bevölkerung gibt
Das Argument „Die können es nicht“ kann ich nicht gelten lassen: Bildung ist ein Grundrecht für alle, auch in der UN-Konvention für behinderte Menschen ist das Recht auf Bildung eines der zentralen Grundsätze.

„Die brauchen das nicht“

Die Aussage habe ich auch schon oft bei Behinderteneinrichtungen gehört. Teilweise in Verbindung mit „Der macht unsere Leute rebellisch“ oder „Wir wissen, was gut für die ist“ - über beide Zitate möchte ich in einem weiteren Blog berichten.
Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die in Einrichtungen arbeiten. Sie haben im Gegensatz zu mir auch regelmäßiger Kontakt zu den Menschen und können deren Fähigkeiten sicher besser beurteilen. Eine – wenn auch oft gut gemeinte – Aussage wie „Die brauchen das nicht“ kann ich aber nicht akzeptieren. Die Demokratie braucht mündige Bürger/innen – ohne Ausnahme. Dazu gehört, dass allen die Möglichkeit gegeben werden muss, sich zu informieren.

Das bringt nichts

Kommen wir zum letzten nur schwer zu entkräftenden Vorwurf, dass die Bemühungen wenig bringen. Erfolge von politischer Bildung sind schwer zu quantifizieren. Ein Kriterium könnte die Wahlbeteiligung sein.  Es gibt Untersuchungen, dass diese in Gegenden von Einrichtungen besonders niedrig ist. In meinen Seminaren kündigen viele Teilnehmer/innen an, wählen zu gehen.
Auch bezüglich des Kriteriums Teilnehmerzahl fällt das Urteil differenziert aus. Bei meinen Seminaren an der Diakonie Stetten hat das Interesse nachgelassen. Dies lässt sich aber auf die Dezentralisierung zurückführen, d.h. viele frühere Teilnehmer/innen wohnen nicht mehr vor Ort und können nicht mehr so einfach in die Seminare kommen. 

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Teilhabe fördern - auch nach der Wahl

Wahlen sind ein zentrales Element unserer Demokratie und die wichtigste Möglichkeit zur Mitbestimmung. Es ist deshalb sehr erfreulich, dass es zur Bundestagswahl so viele Veranstaltungen und Aktivitäten gegeben hat, um Menschen mit Behinderungen zur Wahl zu motivieren. Auch ich durfte bei meinen Veranstaltungen viele Teilnehmer/innen begrüßen (Bericht).

Themen der Bundestagswahl weiter verfolgen

Die Teilhabe zu fördern ist eine Aufgabe, die auch nach der Bundestagswahl wichtig ist. Ich präsentiere Ihnen auf dieser Seite einige Vorschläge, wie Sie an den Themen dranbleiben können.
Gerne erarbeite ich Ihnen ein Konzept, die auf die Bedürfnisse Ihrer Organisation angepasst sind. Dabei kann ich auch auf die Unterstützung durch Partnern wie die Landeszentrale für politische Bildung zurückgreifen.
  • In Kontakt mit Politiker/innen bleiben – Besuche von und bei Politiker/innen
  • Weiter mitmachen, mitmischen und mitbestimmen: Seminare zur Demokratie, Mitbestimmung, Bundesteilhabegesetz
  • Weiter die Themen der Bundestagswahl verfolgen: Sozialpolitik, Flüchtlinge, Europa, ..
  • Politikvermittlung mal anders: Verbindung von politischer Bildung mit themenzentriertem Theater
  • Angebote für Ihre Einrichtung und Ihre Mitarbeiter/innen: Workshops, Seminare

Weitere Informationen finden Sie auf meiner Homepage Teilhabe fördern.

Freitag, 22. September 2017

Abschluss der Veranstaltungen zur Bundestagswahl

   

Mit zwei Seminaren für die Paulinenpflege in Murrhardt endete heute meine Veranstaltungsreihe zur Bundestagswahl in leichter Sprache. Das Interesse war riesig – von Politikverdrossenheit keine Spur!
Ziel für die Bundestagswahl bereits erreicht

Insgesamt waren es rund 750 Menschen, die an den 13 Seminaren, vier Podiumsdiskussionen und dem Aktionstag teilgenommen haben. Wenn diese alle zur Wahl gehen und möglichst vielen sagen, dass sie das tun sollen, ist mein Ziel für die Bundestagswahl bereits erreicht. Ein Überblick über die einzelnen Veranstaltungen finden Sie hier.

Seminare – Warum, wie und wen wählen?

Warum, wie und wen wählen? Das waren die Leitfragen der Seminare. Groß waren die Unterschiede bei der Dauer (von 30 Minuten bis vier Stunden) und der Teilnehmerzahl (von 6 bis rund 200).
Für die Seminare bei der Johannes-Diakonie und der Paulinenpflege durften die Mitarbeiter/innen die Arbeit unterbrechen. Dies erklärt die hohe Teilnehmerzahl, zeigt aber auch die Bedeutung, die das Thema Mitbestimmung mittlerweile einnimmt. Weniger Teilnehmer/innen, dafür bessere Diskussionsmöglichkeiten boten die Seminare bei den Zieglerschen, der Diakonie Stetten und der Offenen Hilfe, die abends bzw. nach Anmeldung stattfanden. Eine Besonderheit war die Veranstaltung in Karlsruhe, die eine Schulung für Multiplikator/innen umfasste.

Podiumsdiskussionen – Politiker sind auch nur Menschen

Für die Diakonie Stetten habe ich Podiumsdiskussionen in Bad Cannstatt, Lorch, Waiblingen und Esslingen moderiert. Leichte Sprache ist eine schwere Aufgabe, weder die Kandidat/innen noch ich schafften es, ganz ohne schwere Begriffe auszukommen. Mindestens genauso wichtig wie die diskutierten Themen ist aber die Begegnung: Politiker/innen lernten die Einrichtungen kennen, die Teilnehmer/innen sahen – wie ein Teilnehmer treffend feststelle – dass Politiker auch nur Menschen sind. Bewährt hat sich auch, dass die Teilnehmer/innen bereits im Vorfeld Fragen einreichen konnten. Dies erleichterte meine Planung und motivierte zur Teilnahme. Einen Bericht finden Sie hier.

Aktionstag Bundestagswahl – mitmachen und mitmischen

Ein schönes Erlebnis war der Aktionstag an der Diakonie Stetten. Mit einem breiten Angebot aus Informationsständen, Quiz, Kurzseminaren, Probewahlen aber auch Unterhaltung durch das tolle inklusive „Schwebende Orchester“ konnten wir viele Bewohner/innen erreichen. (Bericht).

Teilhabe fördern – auch nach der Bundestagswahl

Die Teilhabe zu fördern ist eine Aufgabe, die auch nach der Bundestagswahl wichtig ist. Auf der Seite Teilhabe fördern finden Sie Angebote, wie Sie an den Themen dranbleiben können: Dazu zählen Kontakte mit Politiker/innen, Seminare zur Mitbestimmung und die Themen der Bundestagswahl sowie Schulungen für Mitarbeiter/innen. Weitere Informationen finden Sie auf meiner Homepage.

Montag, 18. September 2017

Verhindern Werkstätten für Behinderte die Inklusion?

Ein interessanter Artikel in der Süddeutschen Zeitung, der mit einer provozierenden Frage beginnt: Verhindern Werkstätten für Behinderte die Inklusion?

Schwierigkeiten für Werkstätten für Behinderte 

Klar ist, dass die Werkstätten mit ihren rund 300.000 Menschen in ihrer Existenz gefährdet wären, wenn die Integration in den ersten Arbeitsmarkt - wie auch von der UN-Behindertenrechtskonvention gefordert - gelingen würde.
Plausibel ist auch das Argument, dass es Werkstätten schwieriger, wenn sie ihren besten Mitarbeiter/innen.

Budget für Arbeit als Alternative? 

Ein "Budget für Arbeit", d.h. Lohnkostenzuschüsse für Arbeitgeber, die die geringere Arbeitsleistung ausgleichen soll, könnte eine Alternative sein. Auch wenn dieses Modell sicher nicht optimal ist, scheint es immer noch besser zu sein als alle Werkstätten zu schließen wie in Großbritannien - dort sind jetzt die Hälfte der ehemaligen Beschäftigten arbeitslos.

Freitag, 8. September 2017

Ausschluss vom Wahlrecht - eine Schande für die Demokratie

Auf SPIEGEL ONLINE ist ein Kommentar erschienen, der mir aus der Seele spricht: Der Ausschluss von 85000 Menschen von der Wahl ist nicht nur ein klarer Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention, sondern auch eine Schande für unsere liberale Demokratie

Wer also darf die Grenze ziehen und wo?

Ja, es gibt Menschen, die objektiv nicht in der Lage sind, eigenmächtig wählen können, aber – so fragt die Autorin Heike Klovert völlig zurecht: Wenn man die Wahl tatsächlich vor Manipulation schützen möchte, warum dürfen Demenzkranke wählen? Und sind wir nicht alle irgendwie beeinflusst - von Freunden, Kollegen, TV-Werbung oder letztendlich doch leerem Wahlkampfgeschwätz? Wer also darf die Grenze ziehen und wo?

Ohne Stimme

Auch die Süddeutsche berichtet über den Wahlausschluss, der in den Bundesländern ganz unterschiedlich gehandhabt wird. Ob man als Behinderter wählen darf oder nicht, ist damit eine Frage des richtigen Wohnorts, das hat mit Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun."

Wahlausschluss endlich abschaffen

Deshalb: Diese Regelung gehört abgeschafft. Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben es bereits gemacht, andere EU-Staaten hatten nie so eine Regel.
Ich erlebe in meinen Seminaren häufig hoch interessierte Menschen mit Behinderungen, die sehr gut Bescheid wissen - ich bin mir nicht sicher, ob der Mann oder die Frau auf der Straße immer genauso gut Bescheid wissen. Natürlich kann man argumentieren, dass manche Menschen nicht in der Lage sind zu wählen – dann aber bitte klare Kriterien für alle. Außerdem: durch Information und Aufklärung kann man Menschen auch dazu bringen, sich zu interessieren.

Donnerstag, 31. August 2017

Die anderen müssen erst mal...

Hier ist nun der zweite Teil meiner Frust-Blogs unter dem Motto „Macht es erst mal besser“ – dieses Mal geht es um die Haltung einiger Unterstützer/innen

Wer nicht für uns ist, ist gegen uns

Neben überwiegend positiven Erfahrungen beim Kongress „Inklusiv politisch bilden“ 2015 bin ich erschrocken und enttäuscht über die fast schon feindliche Haltung einiger Teilnehmer/innen auf alle, die tatsächlich oder vermeintlich nicht ganz genau auf Linie sind. Erster Adressat dieser Kritik ist die „Politik“:

Die Politik ist an allem schuld

Bei einem Workshop stand der Besuch einer Bundestagsabgeordneten auf dem Programm. Diese war so ehrlich zu erzählen, dass sie sich nicht Tag und Nacht mit Inklusion beschäftigt und ich war so mutig, dies in der anschließenden Besprechung zu verteidigen – beides hätten wir nicht tun sollen.
Wie jede andere Gruppe haben Menschen mit Behinderungen das Recht, sich für ihre Belange einzusetzen und Forderungen gegenüber der Politik aufzustellen. Ich habe auch Verständnis für den Frust, dass noch nicht genug geschehen ist, eine „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“-Einstellung hilft aber nicht weiter.

Die Volkshochschulen sollen erst mal

Auch Einrichtungen der Erwachsenenbildung wie Volkshochschulen bekommen ihr Fett ab. Für Ditschek (2014) huldigen sie der Logik des ‚Matthäus-Prinzips“: „Wer hat, dem wird gegeben. Statt einer Willkommenskultur herrscht eine 'Komm-Struktur' vor: Wer kommt, der ist willkommen.“
Ich arbeite mit vielen Volkshochschulen und anderen Einrichtungen der Weiterbildung zusammen, ich habe noch nie erlebt, dass jemand gegenüber Menschen mit Behinderungen ablehnend war, im Gegenteil habe ich eine große Offenheit erlebt.
Auch bei den Gesprächen höre ich immer wieder eine Forderungsliste, die erfüllt werden muss, bevor man überhaupt an eine Kooperation mit anderen Einrichtungen denkt.
So berechtigt die Forderungen z.B. nach Bereitstellung von Assistent/innen und Gebärdendolmet-scher/innen und deren Angebot bereits bei der Planung ist, stellt dies für viele Planende ein unkalkulierbares Risiko bei der Programmgestaltung dar. Auch manche Äußerungen bei Kongress der Bundeszentrale, was die (Staat, Bildungseinrichtungen etc.) erst mal zu erfüllen haben, bevor es eine Zusammenarbeit gibt, führt aus meiner Sicht häufig dazu, dass die Bildungseinrichtungen die Herausforderung (und die Chancen!) von gemeinsamen Bildungsangeboten erst gar nicht annehmen.

Besser nicht optimale Angebote als gar keine Angebote

Seit dem Erscheinen meines Beitrags 2004 haben wir einiges verändert, um die Seminare inklusiv zu machen: Einige Veranstaltungen finden in den Räumlichkeiten der Volkshochschulen, durch gemeinsame Besuche von Politiker/innen und Parlamenten wollen wir Menschen zusammenbringen. Einige Forderungen, z.B. die Bereitstellung von Assistent/innen und Gebärdendolmetscher/innen erfüllen wir in der Regel aber nicht. Ein Satz meines Artikels von 2004 gilt auch heute noch: Die Alternative zu diesen Angeboten sind keine Angebote, die diese Anforderungen erfüllen, sondern gar keine.

Literaturhinweise


Informationen zum Kongress:
http://www.bpb.de/lernen/projekte/inklusiv-politisch-bilden/213818/kongressdokumentation

Ditschek, Eduard Jan (2014): „Betroffenheit als Voraussetzung“, in: Bundeszentrale für politische Bildung: Werkstatt inklusiv, http://www.bpb.de/lernen/projekte/inklusiv-politisch-bilden/180223/betroffenheit-als-voraussetzung.

Lutz, Jürgen (2004): „Integrative politische Bildung – eine Quadratur des Kreises?“ in: Anna Rieg-Pelz (Hg) „Mitdenken – Mitreden – Mitwirken. Politische Bildung mit allen und für alle Menschen“, Erwachsenenbildung konkret 8, 2004, S. 24-32

Dienstag, 15. August 2017

Wählen gehen - Wahlprogramme kurzgefasst und in leichter Sprache


Wählen ist das zentrale Grundrecht in einer Demokratie. Die Beteiligung an Wahlen ist deshalb für die Inklusion wichtig.
Bis zur Bundestagswahl wird es zahlreiche Informationen von Parteien und Medien geben. Wer sich nicht die Mühe machen möchte, die ganzen Wahlprogramme zur Bundestagswahl zu lesen, hat verschiedene Möglichkeiten.

Zusammenfassungen von Wahlprogrammen

Etliche Seiten bieten Zusammenfassungen der Programme, z.B. die Landeszentrale für politische Bildung

Für die 6 größten Parteien bietet die LpB jeweils eine Zusammenfassung


 

 

Für die Twitter-Generation gibt es von den Parteien selbst erstellte Zusammenfassungen in 140 Zeichen.  

Wahlprogramme in leichter Sprache 

Toll finde ich, dass alle aktuell im Bundestag vertretenen Parteien ein Wahlprogramm in leichter Sprache herausgegeben haben.

 




Sonntag, 6. August 2017

Informationen – die Landeszentrale für politische Bildung

Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg hat sich in den letzten Jahren intensiv mit inklusiver politischer Bildung beschäftigt. Sie unterstützt Veranstaltungen zu Wahlen und hat einige Broschüren herausgebracht.


Broschüren zur Bundestagswahl

Unter Publikationen/Shop stehen unter „Alle Produkte“ die Angebote zur Bundestagswahl.
Besonders empfehlen kann ich:
Wahl-Hilfe: Bundestagswahl in leichter Sprache
Eine Besonderheit ist der Leitfaden für Assistenzkräfte. Neben inhaltlichen Informationen erhalten Unterstützer/innen kompakte Informationen, wie sie die von ihnen betreuten Menschen unterstützen können und sollen. 
Auch zu früheren Wahlen hat die Landeszentrale Broschüren herausgebracht, u.a. zur Landtagswahl und 2014 zur Europawahl und Kommunalwahl.

Handreichung für leicht verständliche Seminare

Eine tolle Broschüre hilft Dozent/innen bei der Vorbereitung von Seminaren. Nach einer Einleitung über pädagogische Überlegungen folgt die Beschreibung von 13 Übungen und Übungsideen, wie politische Inhalte vermittelt werden können. Auch diese Broschüre können Sie kostenlos bestellen oder herunterladen.

Zeitschrift „Der Bürger im Staat“ zu Inklusion

Die Zeitschrift „Der Bürger im Staat“ beschäftigte sich 2016 mit dem Thema Inklusion.
Die Autor/innen beschäftigten sich mit dem Begriff Inklusion und der Umsetzung bei Arbeitsmarkt, Schule, Wohnen und  Sport. In meinem Beitrag „Politische Bildung mit Menschen mit Behinderungen“ erläutere ich, wie inklusive politische Bildung funktionieren kann. Besonders geeignet sind Wahlen und Besuche von Politiker/innen. Bei der Methode ist auf leichte Sprache zu achten. Hier können Sie die Zeitschrift herunterladen.

Dienstag, 1. August 2017

Einfach wählen gehen - eine Bilanz nach den ersten Veranstaltungen

Für die Wahlkämpfer/innen beginnt die heiße Phase erst, aufgrund der Sommerferien in Baden-Württemberg wird es für mich nach elf Veranstaltungen jetzt erst mal ruhiger. Lesen Sie dazu die Nachricht auf meiner Homepage.

Podiumsdiskussionen mit Fragen im Vorfeld

Zwei von vier Podiumsdiskussionen der Diakonie Stetten sind vorbei – eine ausführlichere Bilanz finden Sie in meinem Blog zur Bundestagswahl. Positiv ausgewirkt hat sich, dass die Teilnehmer/innen Fragen stellen konnten. Dazu habe ich die Verantwortlichen gebeten, in der Werkstatt bzw. den Wohngruppen nachzufragen. Die Fragen hatten eine große Bandbreite und reichte von Fragen wie „Was macht ein Politiker?“ hin zu Fragen nach den Auswirkungen des Bundesteilhabegesetzes.  Die Fragen erleichterten meine Vorbereitung und motivierten die Teilnehmer/innen zum Kommen. Außerdem wurde sichergestellt, dass auch Fragen von Teilnehmer/innen berücksichtigt, die sich nicht trauten, während der Veranstaltung zu fragen.
Die Diakonie Stetten berichtete auf der Homepage über die Veranstaltung in Lorch und auf der Facebook-Seite über die Veranstaltung in Bad Cannstatt.
Eine ausführlichere Analyse der Podiumsdiskussionen finden Sie in meinem Blog zur Bundestagswahl.

Seminare

Bisher haben neu Seminare und Informationsveranstaltungen stattgefunden. Das Erfreulichste  – mit einer Ausnahme haben alle Seminare stattgefunden – und waren gut besucht! Eine ausführlichere Analyse finden Sie in meinem Blog zur Bundestagswahl
Bei den Seminaren mit vorheriger Anmeldungen haben zwischen 10 und 20 Personen teilgenommen.. Einige der Teilnehmer/innen waren sehr gut informiert, sodass der Schwerpunkt auch inhaltlichen Diskussion und nicht so sehr auf Erklärung zur Wahl lag.
Die drei Seminare für die Johannes-Diakonie Mosbach sowie das Seminar in den Backnanger Werkstätten der Paulinenpflege fanden während der Arbeitszeit statt – die Mitarbeiter/innen konnten ihre Arbeit also unterbrechen. Dies war sicher ein wichtiger Grund, warum jeweils über 50 Personen teilgenommen haben. Diese Seminare dauerten jeweils rund 60 Minuten.
Die bisher außergewöhnlichste und mit 150 Teilnehmer/innen größte Veranstaltung war bei der  Berufsschule der Paulinenpflege in Winnenden. Hier herrschte Anwesenheitspflicht, aber – wie der Verantwortliche zurecht sagte – kann man junge Erwachsenen durchaus zumuten, sich 30 Minuten mit einem Grundrecht zu beschäftigen.
Eine ausführlichere Analyse der Seminare finden Sie in meinem Blog zur Bundestagswahl.

Fazit – von Politikverdrossenheit keine Spur

Rund 500 Teilnehmer/innen bei elf Veranstaltungen ist ein schöner Erfolg und zeigt, dass das Interesse bei Menschen mit Behinderungen groß ist. Die Veranstaltungen wurden federführend von Trägern der Behindertenhilfe (und in deren Gebäuden) veranstaltet, sicher eine wichtige Erklärung für das Zustandekommen.
Bei den Podiumsdiskussionen hat sich bewährt, dass die Teilnehmer/innen vorab Fragen einreichen konnten. Dies hat meine Planung erleichtert und die Menschen zur Teilnahme motiviert. Bei den Seminartypen gibt es gute Gründe für beide Typen: Ein Seminar in überschaubarer Größe ermöglicht intensive Diskussionen, bei größeren Veranstaltungen kann man viele Menschen erreichen.

Sonntag, 23. Juli 2017

Podiumsdiskussionen zur Bundestagswahl - eine erste Bilanz

Zwei von vier Podiumsdiskussionen der Diakonie Stetten sind vorbei – Zeit für eine erste Bilanz. Am 6. Juli fand die Diskussion in einer Wohngruppe in Bad Cannstatt, am 20. Juli dann in der Remstal-Werkstatt Lorch. Nach der Begrüßung und einer kurzen Einführung erfolgte zunächst eine Vorstellungsrunde, in der bereits erste Fragen der Teilnehmer/innen Bewährt hat sich besonders die Fragen, die im Vorfeld gesammelt wurden.

Die Teilnehmer/innen – zahlreich und engagiert

Das Erfreulichste zuerst: Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht und die Teilnehmer/innen diskutierten eifrig mit.
In der Wohngruppe Bad Cannstatt war nicht nur das schöne Wetter, sondern auch eine andere Veranstaltung für die Bewohner/innen Konkurrenz. Leichter war es in der Remstal-Werkstatt, da für die Diskussion die Arbeit unterbrochen werden konnte. Trotz intensiver Werbung waren leider keine Gäste von außerhalb dabei.

Die Diskutant/innen – Vertreter/innen von vier Parteien und der Diakonie

Eingeladen wurden jeweils Vertreter/innen der vier Parteien, die bereits im Bundestag sitzen: CDU, SPD, Linke und Grüne. Kurzfristig musste jeweils ein Kandidat absagen, sodass es in beide Fällen nur drei Politiker/innen waren.  Da zusätzlich noch der Vorstandsvorsitzende Rainer Hinzen auf dem Podium war und zusätzlich noch Angehörigenvertreter/innen sowie Werkstatt- bzw. Bewohnerbeiräte zur Wort kommen sollten. Bei den Seminaren werden auch FDP und AfD ausführlicher vorgestellt, außerdem erhalten alle Parteien die Möglichkeit, sich beim Aktionstag am 11. September zu präsentieren.

Der Diskussionsverlauf – harmonisch in Bad Cannstatt, kontrovers in Lorch

Die Diskussionen verliefen sehr unterschiedlich. Während es in Bad Cannstatt sehr harmonisch zuging, wurde in Lorch teilweise sehr kontrovers diskutiert. Eine Erklärung dafür, dass in Bad Cannstatt die Kandidatin der CDU kurzfristig absagen musste und sich die Kandidat/innen von SPD, Grüne und Linke in vielen sozialpolitischen Fragen einig waren. Ein weiterer Unterschied: mit Christian Lange (SPD) und Norbert Barthle (CDU) waren zwei langjährige Bundestagsabgeordnete (und Staatssekretäre) am Start, in Bad Cannstatt

Fragen im Vorfeld zur besseren Planung und Motivation

Positiv ausgewirkt hat sich, dass die Teilnehmer/innen Fragen stellen konnten. Dazu habe ich die Verantwortlichen gebeten, in der Werkstatt bzw. den Wohngruppen nachzufragen. Die Fragen hatten eine große Bandbreite und reichte von Fragen wie „Was macht ein Politiker?“ hin zu Fragen nach den Auswirkungen des Bundesteilhabegesetzes.
Die Fragen erleichterten meine Vorbereitung und motivierten die Teilnehmer/innen zum Kommen. Außerdem wurde sichergestellt, dass auch Fragen von Teilnehmer/innen berücksichtigt, die sich nicht trauten, während der Veranstaltung zu fragen.

Die Diakonie Stetten berichtete auf der Homepage über die Veranstaltung in Lorch und auf der Facebook-Seite über die Veranstaltung in Bad Cannstatt.

Mittwoch, 19. Juli 2017

Politikverdrossenheit? Nicht bei den Seminaren bei den Zieglerschen, der Johannes-Diakonie und der Paulinenpflege

Politikverdrossenheit war nicht zu spüren bei meinen bisherigen Seminaren und Infoveranstaltungen. Insgesamt über 200 Teilnehmer/innen waren bei den Zieglerschen, der Johannes-Diakonie und der Diakonie Stetten dabei, um über die Wahl zu diskutieren.

Zieglersche: Seminare in Aulendorf und Wilhelmsdorf

Los ging es bereits am 30. Juni bei den Zieglerschen mit Seminaren in der Werkstatt Aulendorf und in der Zentrale in Wilhelmsdorf. Hier mussten sich die Teilnehmer/innen anmelden – bei jeweils rund 15 Teilnehmer/innen konnten wir intensiv über die wichtigsten Themen der Wahl zu diskutieren.

Johannes-Diakonie: Informationsveranstaltungen in Mosbach, Schwabach und Buchen

Nach den tollen Veranstaltungen zur Landtagswahl war ich dieses Mal gleich in drei Werkstätten der
Johannes-Diakonie Mosbach zu Gast. An den einstündigen Informationsveranstaltungen in Mosbach,
Schwabach und Buchen waren jeweils über 50 Mitarbeiter/innen mit großem Interesse dabei.
Anschließend nutzen einige Teilnehmer/innen die Möglichkeit, ihre Fragen im persönlichen Gespräch loszuwerden. Auf Facebook berichtet die Johannes Diakonie über die Veranstaltung.

Paulinenpflege: Seminar bei den Backnanger Werkstätten 

Zum ersten Mal hatten die Backnanger Werkstätten der Paulinenpflege eine Veranstaltung zu Wahlen ins Programm aufgenommen und entsprechend groß war die Unsicherheit. Doch dann füllte sich der Speisesaal immer weiter bis letztlich 63 Interessierte dabei waren und intensiv mitdiskutierten.

Fazit – von Politikverdrossenheit keine Spur

Während bei den Zieglerschen eine Anmeldung erforderlich war, waren die Veranstaltungen bei der Johannes-Diakonie und der Paulinenpflege an alle Mitarbeiter/innen der Werkstätten gerichtet. In dieser Zeit nicht arbeiten zu müssen erklärt sicher zum Teil die erfreulich hohen Teilnehmerzahlen, sie zeigen aber auch ein großes Interesse an der Bundestagswahl.
Durch die vielen Teilnehmer/innen waren Diskussionen schwieriger, dies nutzen aber viele Teilnehmer/innen im Anschluss. Dadurch konnte ich vielen Teilnehmer/innen – denen, die nach einer Stunde genug hatten, aber auch denen, die noch Gesprächsbedarf hatten.

Sonntag, 2. Juli 2017

Informationen - Aktion Mensch

Eine der wichtigsten Informationsquellen für meine Arbeit sind die Seiten der Aktion Mensch. Die Umbenennung von „Aktion Sorgenkind“ in „Aktion Mensch“ symbolisiert auch ideal, den Wandel der letzten Jahre – weg von der Defizitorientierung hin zur Inklusion.

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört.

Sie liefert nach meiner Meinung nach einer der besten und klarsten Definitionen von Inklusion: alle Menschen sollen ganz normal dazu gehören.
Denn, „wenn alle Menschen dabei sein können, ist es normal verschieden zu sein“.

Dem ist fast nichts hinzufügen außer dem Hinweis, dass es auf dieser Seite auch noch ein tolles Erklärvideo zur Inklusion gibt und zahlreiche weitere Informationen.

https://www.aktion-mensch.de/themen-informieren-und-diskutieren/was-ist-inklusion.html

Sonntag, 18. Juni 2017

Informationen - Die Bundeszentrale für politische Bildung

Einen wichtigen Beitrag zur Debatte über inklusive politische Bildung hat die Bundeszentrale für politische Bildung geleistet.
In der Rubrik „Inklusiv politisch bilden http://www.bpb.de/lernen/projekte/inklusiv-politisch-bilden/ finden Sie kompakt alle relevanten Informationen zu dem Thema.
Besonders hervorheben möchte ich dabei:

Kongress „Inklusiv politisch bilden“

Im Herbst 2015 hat die Bundeszentrale in Berlin einen Kongress „Inklusiv politisch bilden“ durchge-führt. Mit einem kreativ und inklusiv ausgerichteten Veranstaltungskonzept suchte der Kongress u.a. Antworten auf Fragen wie politische Bildungs- und Partizipationsprozesse inklusiv geplant und gestaltet werden können. In der Denkwerkstatt „Ich sage auch Abgeordneten meine Meinung“ von Christoph Dönges habe ich meine Arbeit vorgestellt. Auch jenseits der Arbeitskreise gab es spannen-de Begegnungen und ich konnte viele neue interessante Projekte kennenlernen.
http://www.bpb.de/lernen/projekte/inklusiv-politisch-bilden/213818/kongressdokumentation

Buch: Didaktik der politischen Bildung

Dönges, Christoph/Hilpert, Wolfram/Zurstrassen, Bettina (2015): „Didaktik der politischen Bildung“
Die Publikation geht der Frage nach, wie durch politische Bildung, inklusiv geplant und gestaltet, die politische Teilhabe aller ermöglicht werden kann. Denn Inklusion ist ein Menschenrecht, eine Aufgabe für alle. Der Fokus liegt auf der Förderung der Politikkompetenz von Menschen mit Lernschwierigkeiten
Sie können dieses Buch für 4,50 € bei der Bundeszentrale bestellen:

http://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/210959/didaktik-der-inklusiven-politischen-bildung
Ebenfalls erwähnen möchte ich zwei Ausgaben der Serie „Aus Politik und Zeitgeschichte“:
Ausgabe 23/2010: „Menschen mit Behinderungen“ und Ausgabe  „Leichte und Einfache Sprache“

Hefte in leichter Sprache „Einfach erklärt“

Toll finde ich auch die Reihe „Einfach erklärt“. Bisher erschienen sind Hefte zu Wahlen, Grundgesetz, Flucht und Asyl und Europa
http://www.bpb.de/lernen/projekte/inklusiv-politisch-bilden/238877/politisches-einfach-erklaert-hefte-print-pdf
Ebenfalls in dieser Kategorie finden Sie die Zeitschrift „Klar & Deutlich“.

Donnerstag, 25. Mai 2017

Was ist Inklusion? Zwei Videos!

Im zweiten Teil der Vorstellung des Begriffs "Inklusion" präsentiere ich heute zwei Erklärvideos, die mir ganz besonders gefallen haben.

Aktion Mensch


Die Macher/innen von Aktion Mensch sind natürlich die Expert/innen schlechthin. Neben tollen Erklärungen auf ihrer Homepage haben sie auch ein Erklärvideo veröffentlicht:



Explainity


Sehr gut gefallen mir auch die Videos von Explainity - hier sehen Sie das Video zum Thema Inklusion.


Donnerstag, 11. Mai 2017

Ohne Fachkräfte und Unterstützer/innen geht nicht viel

Seit 2000 biete ich Bildungsseminare für Menschen mit Behinderung. Eine wichtige Erkenntnis: Die Bedeutung von Fachkräften und Unterstützer/innen kann für das Zustandekommen Veranstaltungen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Organisation und Werbung


Meine Seminare für die Diakonie Stetten werden sowohl im Fortbildungsprogramm der Diakonie Stetten als auch im Programm der VHS Unteres Remstal ausgeschrieben.
Die Teilnehmer/innen kommen aber nur dann zahlreich zu den Seminaren, wenn die Verantwortliche für die Fortbildung über die Wohngruppen der Diakonie sowie persönliche Ansprache Werbung betrieben hat. Das Gegenteil mussten wir bei der Ausstellungseröffnung erleben, als die Verantwortliche krankheitsbedingt ausgefallen ist. Die Veranstaltung war zwar gut besucht, von der Zielgruppe waren aber nur wenige da.

Begleitung zu Veranstaltung


Fachkräfte und Unterstützer/innen sind als auch Begleiter/innen zu den Seminaren wichtig.
 Viele potentielle Teilnehmer/innen der Seminare an der Diakonie Stetten wohnen seit der Dezentralisierung im ganzen Remstal verstreut. Von der Zeit und Bereitschaft der Fachkräfte hängt es ab, ob Interessent/innen der Wohngruppen erscheinen.
 Auch die Analyse der Veranstaltungen zur Landtagswahl im Rahmen des Projekts „Politische Teilhabe“ verdeutlichen die Bedeutung. Die Zieglerschen haben vier Podiumsdiskussionen veranstaltet, die ähnlich aufgebaut und intensiv beworben wurden. Eine Erklärung hierfür das Engagement von Fachkräften und Unterstützer/innen. Dies war exemplarisch in Wilhelmsdorf zu beobachten – einige Fachkräfte begleiteten teilweise über 10 Personen, unterstützten sie beim Quiz und begleiteten sie auch bei der Podiumsdiskussion und der anschließenden Fragerunde.

Fachkräfte als Multiplikator/innen


Ein wichtige Rolle haben Fachkräfte auch als Multiplikator/innen. Sie stehen im täglichen Kontakt und fungieren dadurch bei Fragen oder Problemen oft als erste Ansprechpersonen. Sie sollten die Menschen ermutigen und bestärken, ihr Wahlrecht auszuüben, dazu zählen neben der Schaffung von Rahmenbedingungen auch die inhaltliche Vorbereitung. Ritters Analyse (Ritter 2015) bezieht sich auf Wahlen, lässt sich aber auf den Einfluss von Fachkräften auf die Teilnahme an Bildungsseminaren und am politischen Leben insgesamt übertragen.
 Sehr gefreut habe ich mich über drei Betreuer/innen, die bei einem Seminar zur Landtagswahl teilgenommen haben. Sie informierten sich über die Wahlen und sammelten Informationsmaterial, um gezielt die von ihnen betreuten Menschen zu informieren und zur Wahl zu motivieren.
 Broschüre der Landeszentrale
 Zur Kommunal- und Europawahl 2014 hat die Landeszentrale eine Broschüre für Assistenzkräfte veröffentlicht, in der neben Informationen zu den Wahlen beschreiben wird, wie diese ihre Klientel zur Teilnahme an Wahlen motivieren können.

Weitere Informationen


Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (2014): Einfach wählen gehen! Leitfaden zur Kommunal- und Europawahl für Assistenzkräfte, Download.

Ritter, Florian (2015): „Menschen mit geistiger Behinderung und die politische Teilhabe am Beispiel von Wahlen. Rahmenbedingungen der Politik, Aufgaben der Behindertenhilfe und Möglichkeiten der Partizipation“, Bachelorarbeit DHBW Stuttgart.

Donnerstag, 13. April 2017

Mein Beitrag zur weitverbreiteten Geringschätzung der politischen Bildung

Macht es erst mal besser

In meinen Artikeln, auf meiner Homepage und in diesem Blog äußere ich mich überwiegend positiv über das Thema inklusive politische Bildung. Kein Wunder, denn es ist ein wichtiges Thema, das ich mit Leidenschaft betreibe.

Berechtigte und hilfreiche Kritik

Von Anfang begleitet mich Kritik – oftmals berechtigt und auch hilfreich. Bereits 2004 (Lutz 2004) habe ich mich erstmals auf die Kritik auseinandergesetzt und jetzt ist wieder mal Zeit auf die Vorwürfe zu reagieren, die ich persönlich, aber auch die Volkshochschulen immer wieder anhören müssen. Deshalb lautet das Motto dieser Reihe „Macht es erst mal besser!“.
In diesem Teil geht es um meinen angeblichen Beitrag zur weitverbreitenden Geringschätzung der politischen Bildung.

Beitrag zur weitverbreitenden Geringschätzung der politischen Bildung

In der Publikation „Didaktik der inklusiven politischen Bildung“ der Bundeszentrale für politische Bildung werde ich gleich zweimal zitiert:
Christoph Dönges (2015: 276) verweist auf meine Einschätzung von 2003 (Lutz 2003), dass das Interesse von Menschen ohne Behinderung an inklusiven Veranstaltungen oft gering ist.
Dass mich mit Karl-Eduard Ackermann eine der profiliertesten Vertreter des Faches in seinem gemeinsam mit Ditschek erstellten Artikel erwähnt, macht mich fast ein bisschen stolz. (Ackermann/Ditschek 2015: 232). Weniger stolz bin ich auf das Lob über „die erfrischende Offenheit“ mit der ich „zur weitverbreiten Geringschätzung“ der politischen Bildung beitrage. Mein Vergehen: Ich hatte betont, dass es neben politische Bildung noch andere wichtige Themen für Menschen mit Behinderungen gibt. Meine Formulierung (Lutz 2003: 33) kann man – wenn man will – missverstehen, genauso kann man aber herauslesen, dass es mir die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen eine Herzensangelegenheit ist – und zwar lange bevor sich alle auf das Thema gestürzt haben.

Nur Zitate verwenden, die man eigenmächtig aus dem Zusammenhang gerissen hat

Es gilt das Prinzip von Johannes Rau, dass man nur Zitate verwenden soll, die man eigenmächtig aus dem Zusammenhang gerissen hat.
Vielleicht ist es tatsächlich notwendig, sich selbst und seinen Fachbereich als das wichtigste anzusehen und sich in den Kampf um Aufmerksamkeit und Gelder in den Kampf gegen andere Fachbereiche zu werfen – aber bringt das die Sache weiter?
Meine Hochachtung für Herrn Ackermann, der wie kaum ein anderer die Debatte um die inklusive politische Bildung vorangebracht hat, bleibt, der Seitenhieb auf mich ist jedoch überflüssig.

Literatur


Ackermann, Karl-Ernst/Ditschek, Eduard Jan (2015): „Voraussetzungen, Ziele und Orte inklusiver politischer Erwachsenenbildung“, in: Dönges, Christoph/ Hilpert, Wolfram/ Zurstrassen, Bettina (Hg,): Didaktik der inklusiven politischen Bildung, 230- 242.

Dönges, Christoph (2015): „Politik einfach verstehen. Folgerungen aus einem Bildungsprojekt für Menschen mit geistiger Behinderung“, in: Dönges, Christoph/ Hilpert, Wolfram/ Zurstrassen, Bettina (Hg,): Didaktik der inklusiven politischen Bildung, S 272- 278

Lutz, Jürgen (2003):“ Politische Bildung für Menschen mit Behinderungen – Herausforderung und Chance“, in „Erwachsenenbildung und Behinderung“, Oktober 2003, S. 28-35.

Lutz, Jürgen (2004): „Integrative politische Bildung – eine Quadratur des Kreises?“ in: Anna Rieg-Pelz (Hg) „Mitdenken – Mitreden – Mitwirken. Politische Bildung mit allen und für alle Menschen“, Erwachsenenbildung konkret 8, 2004, S. 24-32.

Donnerstag, 9. März 2017

Was ist Inklusion? Einige Definitionen!

Der Begriff Inklusion ist in aller Munde, aber was genau bedeutet er?

In diesem Blogbeitrag stelle ich drei Definitionen vor – die von Wikipedia, aus der Debatte aus dem Buch „Inklusiv politisch bilden“ und der Aktion Mensch.

Inklusion – Menschen in die Gesellschaft miteinbeziehen

Einschluss bzw. die Einbeziehung von Menschen in die Gesellschaft. Der Begriff ist komplementär zu dem der Exklusion; der eine Begriff ist ohne den anderen nicht denkbar.

Inklusion -  ein Menschenrecht für alle und eine Aufgabe für alle

In der Wissenschaft und in der Publikation der Bundeszentrale (Dönges u.a. 2015) wird der Begriff kritisch diskutiert.
Besand/Jugel (2015a: 48) hinterfragen die gängige Abgrenzung zwischen Integration und Inklusion. Sie kritisieren, dass Integration als defizitäre Vorstufe und Inklusion als klar definiertes Kriterium dargestellt. Sie fordern, dass Inklusion, „als ein Prozess zu verstehen ist und dieser Prozess hat schon längst begonnen“ (ebd.: 55).
Für Besand (2014) ist Inklusion „ein in allen gesellschaftlichen Teilbereichen interdependent verlaufender Transformationsprozess, der darauf abzielt, jedem Menschen auf Grundlage seiner individuellen Bedarfe Zugang und Teilhabe zu und an allen Lebensbereichen zu verschaffen.“ Während in den Sozialwissenschaften Inklusion als gesellschaftliche Aufgabe betrachtet wird, „die dazu beiträgt, soziale Spaltungen in der Gesellschaft zu überwinden oder illegitime Grenzen durchlässig zu machen,“ steht Inklusion in der Heil- und Sonderpädagogik für den „Weg, mit dem in gegenwärtigen Gesellschaften Anerkennung für Menschen mit Behinderungen erreicht wird.“ (Ackermann 2014)
Unstrittig ist dabei, dass Inklusion nicht darauf abzielt, Menschen mit Behinderungen an gegebene Verhältnisse anzupassen, sondern gesellschaftliche Verhältnisse so zu modifizieren, dass Menschen mit Behinderungen am Leben in der Gesellschaft teilhaben können (ebda).
An die Stelle von Defizitorientierung rückt die Förderung von Fähigkeiten (Kil 2012: 21). Behinderung soll ein „Element der menschlichen Vielfalt“ (Halbauer 2010: 2) darstellen. Ebenso herrscht weitgehend Einigkeit, dass Inklusion als ein Prozess zu verstehen ist „und dieser Prozess hat schon längst begonnen“ (Besand/Jugel 2015: 55).

Inklusion – jeder Mensch gehört ganz natürlich dazu

Eine der schönsten Definitionen liefert die Aktion Mensch „Jeder Mensch gehört ganz natürlich dazu - egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast.“ Die passende Folgerung daraus: „Wenn alle Menschen dabei sein können, ist es normal verschieden zu sein.“


Literatur

Ackermann, Karl-Ernst (2014): Politische Bildung für eine inklusive Gesellschaft, in: Bundeszentrale für politische Bildung: Werkstatt inklusiv, http://www.bpb.de/lernen/werkstatt-politikdidaktik-inklusiv/180603/k-e-ackermann-politische-bildung-fuer-eine-inklusive-gesellschaft ..
Aktion Mensch: Was ist Inklusion?, https://www.aktion-mensch.de/themen-informieren-und-diskutieren/was-ist-inklusion.html

Besand, Anja (2014): "Inklusive Didaktik der politischen Bildung"? Überlegungen als Beitrag zur Definition eines Begriffs (aus Sicht der Politikdidaktik) in: Bundeszentrale für politische Bildung: Werkstatt inklusiv, http://www.bpb.de/lernen/werkstatt-politikdidaktik-inklusiv/180745/a-besand-inklusive-didaktik-der-politischen-bildung,

Besand, Anja/Jugel, David (2015a): „Inklusion und politische Bildung – gemeinsam Denken“ in:

Dönges, Christoph/ Hilpert, Wolfram/ Zurstrassen, Bettina (Hg,): Didaktik der inklusiven politischen Bildung, S.45-58

Halbauer, Manuel (2010): „Editorial“ in: Aus Politik und Zeitgeschichte 23/2010. Menschen mit Behinderungen, S. 2.

Kil, Monika (2012):“ Stichwort „Inkludierende Erwachsenenbildung““ in: DIE Zeitschrift Erwachsenenbildung inklusive II/2012, S. 20-21.

Donnerstag, 2. Februar 2017

Projekt "Politische Teilhabe für Menschen mit Behinderungen"

Von Juli 2015 bis August 2016 habe ich das Projekt „Politische Teilhabe für Menschen mit Behinderung“ geleitet. Das Projekt wurde von der Aktion Mensch gefördert und federführend von den Zieglerschen durchgeführt. Als Projektleiter war ich für die Durchführung verantwortlich. Partner waren u.a. die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg und die Diakonie Stetten.

Erfolgreiche Veranstaltungen zur Landtagswahl


Das Projekt gliederte sich in verschiedene Teilprojekte. Durch eine Bestandsaufnahme der Literatur und der Analyse bisheriger Aktivitäten konnten wir Rückschlüsse für eigene Veranstaltungen ziehen. Die Veranstaltungen zur Landtagswahl in Baden-Württemberg waren das Highlight des Projekts. Wir hatten viele Teilnehmer/innen und konnten hoffentlich auch viele zur Beteiligung an der Wahl motivieren.

Die wichtigsten Ergebnisse des Projekts finden Sie auf meiner Homepage Projekt Politische Teilhabe.

Mittwoch, 25. Januar 2017

Leichte Sprache ist keine einfache Sache

Die Forderung und auch die Verwendung leichter Sprache werden immer populärer. Leichte Sprache ist ein wichtiges Element, um allen Menschen die Teilhabe zu ermöglichen.
 Bei meinen Seminaren für Menschen mit Behinderungen versuche ich, leichte Sprache zu verwenden. Auch in meinen Artikeln und zuletzt bei der Erstellung einer Hilfestellung zur Durchführung europapolitischer Bildungsangebote steht das Thema im Mittelpunkt.

Leichte Sprache ist keine einfache Sache

Leichte Sprache ist keine einfache Sache, wie Seitz (2014) zu Recht feststellt: „Es geht darum, Zugänge zu komplexen Sachzusammenhängen zu ermöglichen, die Zusammenhänge aber nicht unangemessen zu vereinfachen, sondern auf das Wesentliche hin zu konzentrieren, gewissermaßen eine Essenz des Textes zu erschließen.
 Viele Internetseiten bieten mittlerweile Versionen in einfacher Sprache und insbesondere vor Wahlen bieten sowohl Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung und auch Parteien Informationen in leichter Sprache.

Informationen für ein selbstbestimmtes Leben

Leichte Sprache kann damit Menschen mit Behinderungen helfen, sich Zugang zu Informationsinhalten zu verschaffen, es ist ein „Schlüssel zur Enthinderung der Gesellschaft und zu mehr Selbstbestimmung“ (Aichele 2014: 15). Leichte Sprache sichert den Teilnehmenden „den Zugang zu einem Wissen, das notwendig ist, um eigene Rechte zu vertreten und ein selbstbestimmtes Leben führen zu können“ (Seitz 2014: 5).

Chancen und Gefahren leichter Sprache

Aber es gibt auch kritische Stimme, so befürchtet Zurstrassen (2015: 130ff), dass leichte Sprache Exklusion sogar verfestigen könnte. Sie sieht durch die Sozialisierung in Richtung leichter Sprache eine Ausgrenzung, die Entwicklungschancen einschränkt und verweist auf die Gefahr von interpretativen Übersetzungen. In der Tat entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass sich im Rahmen der Inklusionsdebatte eine eigene Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt hat. Die leichte Sprache hat sich zu einem Wirtschaftszweig entwickelt, bei dem Übersetzungsbüros viel Geld verdienen können.
Ich sehe überwiegend Chancen, denn der Einsatz von leichter Sprache anstelle von Fachchinesisch oder guter Erklärung von notwendigen Fremdwörtern könnte allen Menschen das Verständnis für Politik erleichtern (Lutz 2016). die Vermeidung oder gute Erklärung von Fremdwörtern und die Verwendung von Bildern und Symbolen bei Präsentationen.

Beliebte Broschüren in leichter Sprache

Das Interesse an den Broschüren in leichter Sprache ist riesig und spricht offensichtlich auch Menschen an, die eigentlich gar nicht zur Zielgruppe gehören. Vielleicht können auf diesem Weg auch andere sogenannte politikferne Schichten erreicht werden. Dasselbe gilt für Parteiprogramme: wer hat schon Zeit und Lust alle ausführlichen Programme zu lesen? Und außerdem: wer es nicht schafft in leichter Sprache zu überzeugen schafft es vermutlich auch nicht mit dem „richtigen“ Programm.
Besonders populär sind Broschüren zur Wahlen, mit der Reihe „einfach Politik“ bietet die Bundeszentrale für politische Bildung auch Informationen zu anderen Themenfelder, so z.B. zu Europa und dem Thema Asyl.

Literaturhinweise

Aichele, Valentin (2014): Leichte Sprache – Ein Schlüssel zu „Enthinderung“ und Inklusion, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 9-11/2014. Leichte und Einfache Sprache, S. 19-25.

Bundeszentrale für politische Bildung  (2015): einfach Politik:  Ein Heft über: Die Europäische Union.

Bundeszentrale für politische Bildung (2016): einfach Politik: Flucht und Asyl.

Lutz, Jürgen (2016): Politische Bildung mit Menschen mit Behinderungen. In Der Bürger im Staat, 2016/1, Seite 74-80.

Seitz, Simone (2014): „Leichte Sprache? Keine einfache Sache“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 9-11/2014. Leichte und Einfache Sprache, S. 3-6.

Zurstrassen, Bettina (2015): „Inklusion durch Leichte Sprache? Eine kritische Einschätzung“, in: Dönges, Christoph/ Hilpert, Wolfram/ Zurstrassen, Bettina (Hg,): Didaktik der inklusiven politischen Bildung, S. 126-138.

Mittwoch, 11. Januar 2017

Artikel in LpB-Zeitschrift "Bürger und Staat"

Die Ausgabe 1/2016 der Zeitschrift „Bürger und Staat“ der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg behandelt das Thema Inklusion. In dem Beitrag „Politische Bildung mit Menschen mit Behinderungen“ erläutere ich, wie inklusive politische Bildung funktionieren kann. Besonders geeignet sind Wahlen und Besuche von Politiker/innen. Bei der Methode ist auf leichte Sprache zu achten.

Meinen Artikel bestellen oder Zeitschrift laden

Sie können die Zeitschrift über die Homepage der Landeszentrale bestellen oder herunterladen. Mein Artikel steht auf den Seiten 74 bis 81.